21. Warum interessieren sich die Menschen für Luthers Reformideen?
Der Mangel an gut ausgebildeten Priestern, die politisch motivierte Vergabe kirchlicher Ämter oder der Ablasshandel – es sind Fehlentwicklungen wie diese, die nicht erst mit Beginn des 16.Jahrhunderts den Unmut der Gläubigen mehren und religiösen Reform und Protestbewegungen Auftrieb geben. Als Luther seine berühmten 95 Thesen gegen den Ablasshandel im Jahr 1517 veröffentlicht, ist nicht eine theologische Kontroverse unter Gelehrten die Folge, sondern ein Flächenbrand, der bald halb Europa erfasst.
Mit dem Buchdruck ergibt sich eine neue, wirkungsvolle Möglichkeit der Verbreitung, Luthers Forderungen erreichen die Menschen aber auch angesichts der schlechten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Zeit.
So viele Adelige und Bürger in der Steiermark, die den Bau von evangelischen Kirchen und Schulen aktiv vorantreiben und sich ihre Religionsfreiheit erkaufen: Sie unterstützen den Landesfürsten finanziell, der dringend Geld für die Abwehr der Osmanen braucht. Die Bauern missdeuten Luthers Lehre als ein Angebot, der traditionellen Unfreiheit zu entfliehen.
Auch Geistliche sympathisieren offen mit dem neuen Glauben. So wird der Radkersburger Gesellpriester Wolfgang Kriechperger schon 1528 nach einer landesfürstlichen Visitation nach Graz gebracht, weil er vor der Kirche predigt, „sy sey nichts, das wort gots sey mer.“ Bis zum Ausgang des 16.Jahrhunderts entwickelt sich der Protestantismus zur Volksbewegung. So bekennt sich im Ennstal ein Gutteil der Bevölkerung zum protestantischen Glauben.
Sog. Ablasszettel und -gebete
Datierung: 18. u. 19. Jh.
Besitz: Volkskundliche Sammlung
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