Erzherzog Johann: Ehrungen und Gedenken

Als Familienmitglied des österreichischen Kaiserhauses wurde Erzherzog Johann mit zahlreichen Ehrenzeichen bedacht. Eine Auswahl davon wird in der Sammlung des Münzkabinetts bewahrt: Detailreiche Medaillen erzählen vom hohen Ansehen des Erzherzogs sowohl bei Zeitgenossen als auch bei nachfolgenden Generationen. Orden, die ihm persönlich verliehen worden sind, widerspiegeln seine vielschichtige Persönlichkeit.

Ehrungen und Ehrenmitgliedschaften

Einen sehr bedeutenden Umfang weist die Liste jener Ehrungen auf, mit denen Erzherzog Johann im Lauf seines von persönlicher Bescheidenheit und Integrität geprägten Lebens bedacht wurde. Darunter nehmen die Orden einen hervorragenden Platz ein: Sie zeigen den Erzherzog eindrucksvoll als Repräsentanten des österreichischen Kaiserreiches, berühren aber auch seine privaten Lebensbereiche und Interessen.

Die Ehrenmitgliedschaften im Überblick Expand Box
  • Beständiger Rektor (Rector magnificentissimus) der Leopoldinischen Universität Innsbruck (heute Leopold-Franzens-Universität), Oktober 1800
  • Ehrenmitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste Wien, 8. Juni 1807
  • Stifter und Protektor des ständischen Joanneums in Graz (1811)
  • Mitglied der k. k. Landwirtschafts-Gesellschaft Wien, 17. Februar 1812
  • Ehrenmitglied der k. bayrischen Akademie der Wissenschaften, München, 29. März 1815
  • Ehrendoktorat der Universität von Edinburgh, Edinburgh, 4. Dezember 1815
  • Mitglied der k. sächsischen Gesellschaft für Mineralogie, Dresden, 1. März 1819
  • Protektor des Steiermärkischen Musikvereines (1819)
  • Ehrenmitglied der k. Botanischen Gesellschaft zu Regensburg, Regensburg, 20. Jänner 1822
  • Ehrenmitglied der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen, Prag, 26. Februar 1823
  • Ehrenmitglied der Londoner Geologischen Gesellschaft, 4. Dezember 1829
  • Verleihung einer Ehrenurkunde der Filiale der Landwirtschaftsgesellschaft Windischgrätz (heute Slovenj Gradec, Slowenien) auf die feierliche Einweihung und Enthüllung des mit dem Bilde des Erzherzogs Johann geschmückten Monumentes in der Huda-Lukna-Straße, 24. Juni 1830
  • Mitglied der Geologischen Gesellschaft von Frankreich, Paris, 22. Februar 1836 und 6. Jänner 1840
  • Ehrenmitglied des amerikanischen Instituts der Stadt New York New York, 1 1. Jänner 1838
  • Ehrenmitglied der k. russischen Landwirtschafts-Gesellschaft, 23. Februar 1838
  • Ehrenmitglied des lombardischen Institutes für Wissenschaften, Mailand, 30. April 1840
  • Mitglied der Société politechnique, Paris, 10. Mai 1840
  • Außerordentliche und ordentliche Aufnahme in die literarische Gesellschaft der Arkadier unter dem Namen Licurgo Megario, 17. September 1842
  • Ehrenmitglied der Pfälzischen Gesellschaft für Pharmacie und Technik und deren Grundwissenschaften Kaiserslautern, 28. August 1843
  • Ehrenmitglied der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft Mainz, 3. September 1843
  • Ehrenmitglied der k. schwedischen Akademie der Wissenschaften, Stockholm, 13. Dezember 1843
  • Mitglied im Verein zur Begründung und Erweiterung des von Dr. med. Ludwig Mauthner im Jahre 1837 gegründeten ersten Kinderspitals in Österreich und Deutschland Wien, 25. April 1844
  • Ehrenmitglied der k. schwedischen Ackerbau-Akademie, Stockholm, 18. Jänner 1845
  • Diplom einer „Ehrenvollen Erwähnung" für neu eingeführte Reben in Pickern (heute Pekre, Slowenien), Wien, 16. Juli 1845
  • Ehrenmitglied der physischen, medizinischen und statistischen Gesellschaft von Mailand Mailand, 3. Juli 1846
  • Ehrenmitglied des Vereines gegen Tierquälerei in Oberösterreich und Salzburg, Linz, 25. Oktober 1846
  • Kurator der k. k. Akademie der Wissenschaften
  • Ehrenmitglied der Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hilfswissenschaften Frankfurt, 25. November 1849
  • Ehrenmitglied des Deutschen National-Vereines für Handel, Gewerbe und Landwirtschaft Leipzig, 19. Juni 1852
  • Auszeichnung mit der Medaille 1. Klasse für den steirischen Wein aus Pickern, Paris, 15. Jänner 1855
  • Ehrenpräsident der belgischen archäologischen Akademie zu Gent (1857)
  • Ehrenmitglied der k. k. geographischen Gesellschaft (1858)

1792 wurde Johann als 10-Jähriger in den Orden vom Goldenen Vlies, den habsburgischen Hausorden und einen der vornehmsten Orden seiner Zeit, aufgenommen. Im Krieg gegen Frankreich (1805) verdiente sich der Erzherzog die höchste Tapferkeitsauszeichnung des Kaisertums Österreich, den Militär-Maria-Theresien-Orden.

Johann war einer der Ersten, die im Jahr 1809 das Großkreuz des österreichisch-kaiserlichen Leopold-Ordens erhielten. Die Verleihung dieses von Kaiser Franz I. am 2. Jänner 1808 gestifteten Verdienstordens an Erzherzog Johann erfolgte nicht nur aufgrund seiner militärischen, sondern auch wissenschaftlichen Leistungen.

1816 Großkreuz des württembergischen Militär-Verdienstordens 

Unter den ausländischen Orden Erzherzog Johanns verdienen die russischen, die ihm als offiziellen Vertreter Österreichs von Zar Nikolaus I. (1825–1855) im Jahr 1837 verliehen wurden, besondere Erwähnung. Der Höchste unter ihnen ist der Sankt-Andreas-Orden, der als erster russischer Orden im Jahr 1698 von Peter dem Großen gestiftet wurde und an Ausländer verliehen werden konnte. Die Zahl der gleichzeitig lebenden ausländischen Ritter des Sankt-Andreas-Ordens war jedoch auf 24 beschränkt. Zu den nicht aus Russland stammenden Persönlichkeiten, die in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts mit dem Sankt-Andreas-Orden ausgezeichnet wurden, gehören neben Erzherzog Johann auch der französische Kaiser Napoleon I. und der bedeutendste britische Heerführer der napoleonischen Kriege, Arthur Wellesley, Herzog von Wellington.

Kleinod des Sankt-Andreas-Ordens
Die Ordensverleihungen im Überblick: Expand Box


1837

  • Sankt-Alexander-Newskij-Orden
  • Sankt-Annen-Orden I. Klasse


1838

  • Weißer-Adler-Orden
  • Ritter des königlich-preußischen Hohen Ordens vom Schwarzen Adler


1842

  • Großritter des herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens
  • Großkreuzritter des herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens und des griechischen Erlöser-Ordens 


1843

  • Großkreuze des Zivil-Verdienstordens des Belgischen Löwen und des großherzoglich-hessischen Ludwigs-Ordens und des großherzoglich Badischen Orden der Treue


1850

  • Großkreuz des königlich-bayrischen Sankt-Hubertus-Ordens
  • Ritter I. Klasse des königlich-preußischen Roten-Adler-Ordens
  • Ritter des königlich-bayrischen Sankt-Hubertus-Ordens 


1858

  • Großkreuz des großherzoglich-oldenburgischen Haus- und Verdienstordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig

Orden und Ehrenzeichen (von links oben nach rechts unten): 

1. Reihe:

  • Sankt-Annen-Orden, vermutlich Sankt Petersburg, 1835 (Kleinod)
  • Zivildienstorden vom Niederländischen Löwen
  • Militärdienstzeichen 2. Klasse für Offiziere, 1849

2. Reihe:

  • Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Wien, um 1850 
  • Sankt-Alexander-Newskij-Orden (bemaltes Medaillon mit Darstellung des heiligen Alexander zu Pferde unter der segnenden Hand Gottes), Sankt Petersburg, 1833
  • Sankt-Andreas-Orden, 1837 (Kleinod)

3. Reihe:

  • Orden der Rautenkrone, Wien, um 1850
  • Ludwigs-Orden, Wien, um 1850
  • Sankt-Alexander-Newskij-Orden, 1833 (Bruststern)

4. Reihe:

  • Sankt-Andreas-Orden, 1837 (seperater Bruststern, Metallausführung) 
  • Weißer-Adler-Orden, Sankt Petersburg, 1835 (Kleinod)
  • Sankt-Annen-Orden, vermutlich russische Provenienz, 1835 (Bruststern) 

Medaillen und Münzen

„Alles für Gott, Kaiser, Österreich, Freundschaft“ lautet die Devise der Wildensteiner Ritterschaft zur blauen Erde – einer Vereinigung, die sich romantischen Idealen verschrieben hatte und der Erzherzog Johann als Hoch- und Großmeister vorstand. Der Leitspruch nennt in prägnanter Weise auch jene Instanzen und Werte, in deren Spannungsfeld sich Erzherzog Johann zeitlebens bewegte.

Abzeichen der Wildensteiner Ritterschaft zur blauen Erde, ohne Jahr (ca. 1814) 

Medaille auf die Stiftung des Joanneums am 16. Juli 1811  Preismedaille für steirische Geschichtsforschung

Gedenkmedaille auf den Besuch der Münzstatt Mailand, 1815
Medaille auf den Besuch der Thomason`s Manufactories in Birmingham, 1816
ergänzen

Wichtige Ereignisse in Erzherzog Johanns Leben fanden ihren Niederschlag auf Medaillen. Ob es die Stiftung des Joanneums im Jahr 1811 war, die Reise nach England 1815/1816, die Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte in Graz im Jahr 1843 oder die Wahl zum deutschen Reichsverweser 1849 – in Wort und Bild berichten darüber ausgesuchte Zeugnisse der Medaillenkunst des 19. Jahrhunderts.

Medaille auf die Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte in Graz, 1843 

Medaille auf die Wahl zum Reichsverweser, 1848 

Im Oktober 1815 unternahm Erzherzog Johann im Auftrag des Kaisers eine Reise nach England. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Ludwig (1784–1864) erkundete er in knapp fünf Monaten das industriell und wirtschaftlich fortschrittlichste Land Europas der damaligen Zeit, in dem aber bereits auch die Schattenseiten der technischen Entwicklung deutlich sichtbar wurden. Mit Feuereifer machte Erzherzog Johann sich daran, die Bekanntschaft von Fabrikanten, Erfindern und Technikern zu machen, um aus erster Hand über die industriellen und technischen Errungenschaften im Bergbau und im Eisenwesen unterrichtet zu werden.

Medaille auf den Besuch der Thomason´s Manufactories in Birmingham, 1816

Medaille auf das 25-jährige Bestehen der Steiermärkischen Landwirtschaftsgesellschaft, 1844

Aus Anlass von Johanns Besuch eines in Birmingham ansässigen Betriebs schuf der englische Graveur Thomas Halliday (1780–1854), der in der Newhall Street von Birmingham ein Atelier unterhielt, eine Medaille. Auf der Vorderseite ist Erzherzog Johanns kaiserlicher Bruder Franz I. dargestellt, dessen Haupt nach links blickt und von der Umschrift FRANCIS I. EMPEROR OF AUSTRIA umgeben ist. Die Rückseite bringt in siebenzeiliger Inschrift die Worte THEIR / IMPERIAL HIGHNESSES / THE ARCH DUKES JOHN AND LEWIS / OF AUSTRIA / VISITED THOMASON & COS / MANUFACTORIES / MDCCCXVI und gedenkt des Besuches, den Erzherzog Johann und sein Bruder Ludwig im Jahr 1816 dem Betrieb des Erfinders, Kunsthandwerkers und Stempelschneiders Sir Edward Thomason (1767–1849) abstatteten.

Thomason ließ in großem Umfang Medaillen und Wertmarken aus Metall  sogenannte „tokens“ herstellen, er war aber auch für die Produktion von Knöpfen und hochwertigem Tafelsilber bekannt. Sein Betrieb in Birmingham wurde regelmäßig von Repräsentanten ausländischer Regierungen besucht. Thomason selbst war Vize-Konsul von acht europäischen und amerikanischen Ländern, darunter des österreichischen Kaiserreichs.

Eine der Hauptstationen seiner Reise, die ihn bis nach Schottland führte, war neben London und Manchester Birmingham. Über diese Stadt brachte er in seinem Bericht an den kaiserlichen Bruder folgende Eindrücke zu Papier:

„Birmingham war der Feuerherd aller teilweisen Volksaufstände, Plünderungen und Unordnungen, weil es die größte Anzahl solcher Menschen in sich schloss, die keinen eigenen Herd und kein Vaterland haben, denen ihr täglicher Gelderwerb alles ist, daher ihnen auch jedes Mittel, diesen zu mehren, willkommen sein muss. Könnte man noch den frevelhaften Wunsch nähren, Österreich möchte ... seinen so mannigfachen zusammengesetzten Völkerstaat in einen Fabrikstaat umschaffen – und zu einer bloß auf Geld gebauten künstlichen Maschine machen?“

Medaille der Stadt Meran, 1851

Jubiläen und Gedenkmünzen

Medaillen aus der Zeit nach dem Tod des Erzherzogs im Jahr 1859 veranschaulichen, aus welchen Perspektiven ihn spätere Generationen betrachteten. Die Enthüllung des Erzherzog-Johann-Denkmals auf dem Grazer Hauptplatz im Jahr 1878, die Jahrhundertfeier des Joanneums 1911, das Erzherzog-Johann-Gedenkjahr 1959 und weitere Jubiläen gaben Anlass, das Andenken an Erzherzog Johann auf Medaillen zu bewahren.

Medaille zur 50-Jahr-Feier des Joanneums, 1861 

Medaille auf die Enthüllung des Erzherzog-Johann-Denkmals in Graz, 1878 

Medaille auf die 100-Jahr-Feier des Joanneums, 1911 

Medaille auf den 125. Jahrestag des Joanneums, 1936 

Medaille zum 100. Todesjahr Erzherzog Johanns, 1959 

Das Erzherzog-Johann-Gedenkjahr 2009

Ausstellung

Erzherzog Johann der Ausgezeichnete

Orden und Medaillen

29.05.2009-11.04.2010   >  Münzkabinett, Schloss Eggenberg

Anlässlich des 150. Todestages Erzherzog Johanns zeigte das Münzkabinett am Universalmuseum Joanneum 2009 in einer gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Ordenskunde gestalteten Sonderausstellung Orden und Auszeichnungen Erzherzog Johanns, die sich als private Dauerleihgaben im Museum befinden.

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Münzkabinett, Schloss Eggenberg

Eggenberger Allee 90
8020 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9560
muenzkabinett@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


1. November bis 17. Dezember nur mit Führung nach Voranmeldung
April bis Oktober Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr 

Zusätzliche Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.    

 

10. April 2023
1. Mai 2023
29. Mai 2023