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Mit „Baby better have my menstruation. I ain’t no museum“ zeigt Anna Spanlang – Autorin des diesjährigen Diagonale-Trailers – mit einer Anleitung zur Empathie auf

21.03.2023

Ein Riesen-Tampon am Vorplatz. Der Schriftzug „Baby better have my menstruation …“ an der BIX-Fassade. Filme und ein Trailer von und mit Kompliz*innen. Filmporträts und ein Live-Feed als Hommage an die Zusammenarbeit. Über Anna Spanlangs leichtfüßig und hip daherkommende Ausstellungsintervention, die sich als fragmentierte Montage in das Kunsthaus legt, schwebt eine große demokratische Aufgabe: eine Anleitung zur Empathie.

Künstlerin Alisa Sizykh, Kuratorin Katrin Bucher Trantow, Kunsthaus-Leiterin Andreja Hribernik, Kulturstadtrat Günter Riegler, Diagonale-Leiter Peter Schernhuber, Künstlerin Anna Spanlang, Diagonale-Leiter Sebastian Höglinger, v.l., Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek

Schon eigenartig, dass das Wort „Menstruation“ ein nach wie vor schwieriges ist. Nicht nur in der Werbung, wo bislang meist blaues Wasser auf Binden floss. Vor Kurzem wurde in der Übersetzung aus dem „monthly cycle“ einer Sportlerin anstelle des monatlichen Zyklus ein Radsportereignis. Grund genug, darüber zu reden. Das finden auch G-Udit/Judith Kratz und Anna Spanlang, wenn sie für ihre letzte Green-Scream-Episode darüber nachdenken, ein ganzes Auto als (saug)starken Tampon zu verwenden. Die Green Screams, die ihren Anfang in den Lockdowns nahmen, behandeln unter anderem männlich konnotierte Weltbilder. Im Rahmen einer satirischen Show mit geladenen Gästen werden hier Wertvorstellungen auf ihre Tauglichkeit abgeklopft, gnadenlos überspitzt und herausfordernd aufs Korn genommen.  

 

Im Kunsthaus zeigt die letztjährige Diagonale-Gewinnerin in der Kategorie „Bester innovativer Film“ ihr kollaboratives Tun durchzogen von Props (am Vorplatz steht der Riesentampon) und Filmen, die sich über das vorhandene Setting legen, das Publikum direkt ansprechen und involvieren: von einer Live-Interaktion mit dem Team der Diagonale, in der eine Kappe des Künstlers Jojo Gronostay eine Rolle spielt, über eine finale Green-Scream-Episode mit G-Udit bis hin zu Loops von hochgeschätzten Kurzfilmen wie einem Film der Ukrainerin Alisa Sizykh und dem Filmporträt einer Kaminfegerin von Emma Braun. Spanlang baut ein vielstimmiges Ganzes, das in ein Gefühl der Verbundenheit eintauchen lässt.

 

Katrina Daschner meint dazu, dass Spanlangs „obsessive, schnelle, experimentelle Art der Montage rasant (…) hineinzieh[t] in eine Welt, die anfangs nicht die eigene ist, aber im Laufe des Schauens rasch zulässt, dass ich (…) wie selbstverständlich teilhaben darf“.

Künstlerin Anna Spanlang vor der Skulptur, die nach einem Zwischenfall, von einem Team an Helfer*innen wiederhergestellt wurde, Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek

Anna Spanlangs Filmpraxis ist die der skurrilen, feministischen und einfühlsam-rasanten Montage. Ihre Arbeiten sind witzig, oft essayistisch und eigentümlich persönlich. Häufig mit der Handykamera aufgenommen, berichten sie von einer aktuellen Form der Authentizität. Geschichten, in denen das Gemeinschaftliche nicht bieder, sondern als echte Alternative daherkommt. Für ihren Diplomfilm CEREAL / Soy Claudia, soy Esther y soy Teresa. Soy Ingrid, soy Fabiola y soy Valeria (2021) erhielt Anna Spanlang 2021 den Preis der Kunsthalle Wien, 2022 folgte der Diagonale-Preis für den „Besten innovativen Film“. Neben ihren eigenen Regie- und Performancearbeiten macht sich Anna Spanlang in verschiedenen Kollaborationen u. a. mit Kurdwin Ayub, Katrina Daschner, KLITCLIQUE oder Jojo Gronostay bereits seit über zehn Jahren im Kunstbetrieb einen Namen. Sie studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Dorit Margreiter und Constanze Ruhm.

 

Eine Kooperation von Kunsthaus Graz und Diagonale’23 und mit den Künstler*innen Emma Braun, Judith Kratz/G-Udit, Jojo Gronostay und Alisa Sizykh sowie dem Team der Diagonale’23.

 

 

Stimmen

 

Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, Festivalleitung Diagonale

Anna Spanlang ist Künstlerin, Filmemacherin, Freundin, Wegbegleiterin und Netzwerk in Personalunion. Ihre künstlerischen Positionen sind vor und hinter der Kamera von Empathie geprägt, sind gelebte Solidarität und Bandenbildung wider einen von Konkurrenzdenken durchzogenen Kunstbetrieb. Seit Jahren laufen ihre eigenen Videos und Filme – und jene, in denen sie hinter der Kamera oder produktionsseitig beteiligt ist – erfolgreich auf der Diagonale und auf internationalen Festivals. Es sind emanzipatorische, feministische, gewitzte und immer gewiefte Perspektiven auf Alltag und Lebensrealitäten. Zeugnisse voller Vertrauen, Ernsthaftigkeit und gelebter Utopie. Der Preis für Innovatives Kino der Stadt Graz im Rahmen der Diagonale’22 war die längst überfällige Ehrung einer stillen Omnipräsenten, ihr Ausstrahlen in die Hallen des Kunsthauses Graz ein lang gehegter Traum.

 

 

Katrin Bucher Trantow, Chefkuratorin Kunsthaus Graz

Anna Spanlangs queer-feministischer Ansatz des Kollaborativen macht Co-Autor*innenschaft zum Programm. Nach einem Zwischenfall an der Skulptur am Vorplatz, arbeitet dann auch wirklich bis zuletzt ein Team spontaner Helfer*innen aus dem Kunsthaus und aus der lokalen Nachbarschaft an der Wiederherstellung der gemeinschaftlichen Riesenskulptur – der Riesentampon, der herausfordernd Verdrängtes thematisiert, mobilisiert echte Gemeinschaftlichkeit! Dabei ists bei Spanlang auch filmische Produktionslogik, die sich konsequent durch die ästhetischen und konzeptuellen Entscheidungen ihrer erzählerischen Kompositionen zieht. Hier sind viele beteiligt. Danke dafür!

 

 

Günter Riegler, Kulturstadtrat

„Zeitgenössische Kunst fordert uns heraus, über den ästhetischen Aspekt hinaus über gesellschaftliche Fragestellungen nachzudenken, und sei es auch der ,monthly cycle‘ der Frau. Die Arbeit von Anna Spanlang wird zweifelsohne kontroversiell betrachtet und diskutiert werden – eine Position, die hoffentlich viele interessierte BesucherInnen findet.“

 

 

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Anna Spanlang

Baby better have my menstruation. I ain’t no museum

Eröffnung: 22.03.2023, 11:30 Uhr

Laufzeit: 23.03.‒30.04.2023

Kuratiert von Katrin Bucher Trantow

Ort: Foyer, Vorplatz, Untergeschoss

 

Eine Kooperation von Kunsthaus Graz und Diagonale’23.

 

Bildmaterial zum Download und weitere Infos finden Sie im Pressebereich: Anna Spanlang

 

 

Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz

www.kunsthausgraz.at 

 

 

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