Die Ära Kurt Jungwirth im Universalmuseum Joanneum
In den 2000er-Jahren setzte im Joanneum ein Entwicklungsschub ein. Durch die Ausgliederung des Joanneums aus der Landesverwaltung und die Gründung einer gemeinnützigen GmbH im Jahr 2003 erfolgte eine organisatorische Weichenstellung. Gleichzeitig startete unter bedeutender finanzieller Förderung durch das Land Steiermark das Großprojekt „Joanneum Neu“. Das Kuratorium des Joanneums mit Präsident Jungwirth an der Spitze trug diese Verselbstständigung und Erneuerung des Joanneums mit großem Einsatz mit.
Zur erfolgreichen Umsetzung von „Joanneum Neu“ fanden viele Beratungen des Kuratoriums statt. Dabei ging es um Fragen der Museumsstrategie und der Vermittlung, besonders aber um Standortfragen und die Neuaufstellung der in die Jahre gekommenen Schausammlungen. Prof. Jungwirth trat nachdrücklich für den Transfer der Alten Galerie aus dem Museumsgebäude in der Neutorgasse nach Schloss Eggenberg ein (2005), wie er auch die Übersiedlung des Jagdmuseums aus Schloss Eggenberg nach Schloss Stainz und seine dortige Neuaufstellung unterstützte (2006). Der große Erfolg, der sich mit der Präsentation der beiden Sammlungen an ihren neuen Standorten einstellte, zeigte, dass diese Entscheidungen richtig waren. Im Lauf der Jahre gelangen weitere große Erneuerungen und Erweiterungen: In Schloss Eggenberg die Neuaufstellung des Münzkabinetts (2007) und des Archäologiemuseums (2009), die Übernahme und Erweiterung des Österreichischen Skulpturenparks in Unterpremstätten (2007), die Eröffnung des Landwirtschaftsmuseums in Schloss Stainz (2009), die Übernahme des Rosegger-Geburtshauses in Alpl und des Rosegger-Museums in Krieglach (2013) sowie die Eröffnung des Museums im Palais mit der Neuaufstellung der Kulturhistorischen Sammlung in der Sackstraße in Graz (2011), das 2017 als Museum für Geschichte eine neue Schwerpunktsetzung und eine neue Dauerausstellung erhielt.
Ein besonders herausforderndes Vorhaben, zu dessen politischer Einigung das Kuratorium mit Präsident Jungwirth maßgeblich beitrug, war der Schlussstein des Großprojekts „Joanneum Neu“: die bauliche Sanierung und museale Neugestaltung des Komplexes Neutorgasse – Kalchberggasse – Raubergasse, der damit im Zusammenhang stehende Standorttausch zwischen Neue Galerie und Kunstgewerblicher Sammlung und die Eröffnung der Neuen Galerie mit dem BRUSEUM an ihrem neuen Standort in der Neutorgasse zum 200-Jahr-Jubiläum des Universalmuseums Joanneum im Jahr 2011. 2013 schließlich erfolgte die Eröffnung des Naturkundemuseums im Stammhaus des Joanneums in der Raubergasse, das 2019 durch das CoSA – Center of Science Activities ergänzt wurde.
Kurt Jungwirth hat im Universalmuseum Joanneum richtungsweisende Spuren hinterlassen. Er verstand es, ganz im Sinne des Wortes von Erzherzog Johann „Stillstehen und Zurückbleiben ist im regen Leben des immer neuen Weltschauspiels einerlei“ die Wichtigkeit des Bewahrens mit der Notwendigkeit des Erneuerns zu verbinden. Das Universalmuseum Joanneum sagt dem Verstorbenen Dank für sein langes, treues Wirken.
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Kuratoriumspräsident und Landeshauptmann a.D. Hermann Schützenhöfer: „Er hat ein großes Lebenswerk vollbracht und die Steiermark als Land der kulturellen Vielfalt international positioniert.“
Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Mit dem Tod von Prof. Kurt Jungwirth trauern wir um einen großen steirischen Lehrer des Humanismus. Er war als Mensch und Politiker für viele, so auch für mich, ein großes Vorbild. Als langjähriger Kulturlandesrat hat Kurt Jungwirth die Kulturlandschaft unseres Landes wie kaum ein anderer geprägt. Die Styriarte und der steirische herbst erinnern auch lange nach seinem Wirken an seine kulturpolitischen Visionen. Die Steiermark trauert um einen großen Citoyen, ich trauere um einen Freund und frühen Mentor. In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei seiner Familie, der unsere Anteilnahme und Mitgefühl gilt.“
Marko Mele und Josef Schrammel, Geschäftsführung des Universalmuseums Joanneum: „Mit tiefem Respekt und großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Prof. Kurt Jungwirth. Über mehr als drei Jahrzehnte war er als Präsident des Kuratoriums eine prägende Persönlichkeit des Universalmuseums Joanneum. Mit Weitblick, Integrität und seinem unermüdlichen Engagement hat er unser Haus entscheidend mitgestaltet und durch grundlegende Veränderungen geführt. Sein Wirken war stets getragen von einem tiefen Verständnis für Kultur und ihrer Bedeutung für die Gesellschaft. Wir verlieren mit ihm einen geschätzten Wegbegleiter, dessen Haltung und geistige Klarheit uns Vorbild bleiben.“
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Mit herzlichen Grüßen
Daniela Teuschler +43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
Stephanie Liebmann +43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at
Eva Sappl +43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at
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