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„Körper und Territorium“ als nachbarschaftlicher Dialog im Kunsthaus Graz

24.05.2023

Im Mittelpunkt der Ausstellung Körper und Territorium stehen Werke von Künstler*innen, die sich - auf unterschiedlicher Art und Weise - mit dem Verhältnis von Körper und Identität auseinandersetzen. Parallel dazu widmen sich anlässlich des 100. Geburtstags von Inge Morath eine Ausstellungsintervention und ein Gespräch der Re-Lektüre des 2003 erschienen Buches Grenz.Räume.

Die Ausstellung "Körper und Territorium" basiert auf einem kuratorischen Austausch zwischen dem Muzej suvremene umjetnosti (MSU) Zagreb und dem Kunsthaus Graz. Kulturstadtrat Günter Riegler, Kuratorin Jasna Jakšić (MSU Zagreb), Kuratorin Katia Huemer (Kunsthaus Graz), Andreja Hribernik (Leiterin Kunsthaus Graz), Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek

Die Ausstellung Körper und Territorium basiert auf einem kuratorischen Austausch zwischen dem Muzej suvremene umjetnosti (MSU) Zagreb und dem Kunsthaus Graz. Diese Schau versammelte rund 100 Arbeiten, die – nach der These der beiden Kuratorinnen Jasna Jakšić und Radmila Iva Janković – zwei vorherrschenden Tendenzen exemplarisch abbildeten, welche die zeitgenössische Kunst in Österreich bis heute prägen: radikale Performance und feministisches Erbe. Im Kunsthaus Graz wird die Ausstellung erweitert von Kuratorin Katia Huemer mit Positionen aus dem ex-jugoslawischen Raum. Die Kunstszene in Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg ist durch den Versuch gekennzeichnet, eine eigene Sprache zu entwickeln, gleichzeitig aber mit den Kunstentwicklungen des Westens zu korrespondieren. In dem spezifischen Territorium, das wir heute als Ex-Jugoslawien bezeichnen, entstanden Kunstbewegungen in einem anderen sozialen, politischen und ökonomischen Umfeld als dem des Westens, eine Entwicklung, die beispielsweise durch eine – im besten Fall – Tolerierung der Politik und das Fehlen des Kunstmarktes bedingt war.

 

Die Auswahl der Arbeiten, die von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart reicht, verweist auf Veränderungen dessen, wie sich Identität in unseren Körper einschreibt oder wie der Körper die auf ihn projizierte Identität zu überwinden vermag. Die historischen Arbeiten in der Schau zeigen, wie die Verletzlichkeit des Körpers, die in der österreichischen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein dominantes Thema darstellte, in den späten 1960er-Jahren zum Hauptmedium radikaler Formen des politischen Widerstands wurde. Das Körperliche ist exzessiv und obszön, ein Mechanismus der Entgleisung von Nation und Kapital, es ist aber auch Grundeinheit des Widerstands. Die Regulierung des Körpers, aber auch seine Reibung gegen Klassifizierungen und Kategorien werden in einer Reihe neuerer Arbeiten in der Ausstellung verhandelt.

 

Körper und Territorium ist als nachbarschaftlicher Dialog zu verstehen, in dem verbindende Elemente künstlerischer Praktiken rund um die Themen von Körper und Identität sichtbar werden.

Morgen wird die Ausstellung "Körper und Territorium" im Kunsthaus eröffnet, Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek

Mit einer Ausstellungsintervention zur Fotografin Inge Morath werden Grenzen aus einer weiteren Perspektive beleuchtet 
„Dieser Landstrich ist eine heimliche Sehnsucht von mir. Machen wir was.“ Dass dieser Satz Inge Moraths im Jahr Null des neuen Jahrhunderts auf eine foto-filmische Reise der Grenzerfahrungen führen und weit über den südsteirisch-slowenischen Raum hinaus zu Buch Grenz.Räume, Film und Ausstellung unter dem Titel Tiefen.Schärfe im Grenz.Raum führen würde, war nicht absehbar. Regie für diesen Grenzgang mit Tiefenschärfe führte der Zufall: Die Magnum-Fotografin mit Weltruf war für eine Ausstellungseröffnung aus Amerika in ihre alte Heimat zurückgekehrt. Und es war einer jener Tage des spontanen „Jetzt“, an dem die Zeichen für ein schillerndes Projekt gutstanden: Graz sollte 2003 Kulturhauptstadt Europas werden, der südliche Nachbar würde dann als erster ex-jugoslawischer Staat Teil der EU sein und Moraths Geburtsstadt wollte zu deren 80. Geburtstag ein rauschendes Fest geben.

Katrin Bucher Trantow (Chefkuratorin des Kunsthaus Graz) und Regina Strassegger, die für das Projekt zu Inge Morath verantwortlich ist. Foto: Kunsthaus Graz/J.J. Kucek

Als Inge Morath Ende Januar 2002 starb, schrieb Arthur Miller im Vorwort zum Buch über seine Frau: „In der Idee der Grenze schien sie die Komplexität ihrer eigenen Existenz gefunden zu haben. Die Grenze ist das Ende von etwas, aber auch der Beginn, der Ausweg und der Eingang, der Wunsch zu vergessen und das Bedürfnis nach Erinnerung.“
 

Im Rahmen der Gesprächsreihe „Spekulatius. 20 Jahre 03“ findet am 30. Mai die Veranstaltung „Inge Morath. Grenzen der Erinnerungskultur“ mit Regina Strassegger, Andreja Hribernik, Joachim Hainzl und Katrin Bucher Trantow statt.

 

 

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Körper und Territorium

Grenzübergreifende Dialoge

Eine Kooperation mit MSU Zagreb

Eröffnung: 25.05.2023, 19 Uhr

Laufzeit: 26.05.–27.08.2023

Kuratiert von Katia Huemer (Kunsthaus Graz), Jasna Jakšić, Radmila Iva Janković (MSU Zagreb)

Ort: Kunsthaus Graz, Space02


 

Tiefen.Schärfe im Grenz.Raum

In Memoriam Inge Morath 2023

Eröffnung: 25.05.2023, 19 Uhr

Laufzeit: 25.05.–25.06.2023

Ein Projekt von Regina Strassegger. In Kooperation mit dem Kunsthaus Graz.
Ort: Kunsthaus Graz, Foyer

 

Inge Morath. Grenzen der Erinnerungskultur
30.05.2023, 18 Uhr, Eintritt frei
Im Rahmen der Gesprächsreihe Spekulatius. 20 Jahre 03

Ein Gespräch zu Schweigen und Reden über belastete Vergangenheit. Mit Regina Strassegger, Andreja Hribernik, Joachim Hainzl, moderiert von Katrin Bucher Trantow.
 

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Bildmaterial zum Download, die ausführlichen Pressetexte und das Rahmenprogramm zu den beiden Ausstellungsprojekten finden Sie im Pressebereich:


Körper und Territorium

Tiefen.Schärfe im Grenz.Raum

 

 

Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz

www.kunsthausgraz.at 

 

 

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Wir freuen uns auf Ihr Berichterstattung stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!

 

 

 

 

Daniela Teuschler

+43/664/8017 9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann

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