Reflexionen über die sensible und vielfältige Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur gibt es seit der Urgeschichte in Form von Kunst und alltäglichen sowie rituellen Handlungen. Heute prägt diese Thematik natur- und geisteswissenschaftliche Diskurse, zumal wir durch die (Aus-)Nutzung natürlicher Ressourcen mithilfe turbokapitalistischen Wirtschaftswachstums immer weiter an den Rand der Kapazitäten unseres Planeten geraten. Die ungebremste Beschleunigung von Industrie und Wirtschaft seit der industriellen Revolution – höher, weiter, schneller – ignoriert das komplexe Verhältnis von Natur und Mensch und unsere Abhängigkeit von einem begrenzten Lebensraum. Erst die globale Katastrophe des Klimawandels lässt die Verletzlichkeit von Nehmen und Geben evident werden und stellt die Frage nach den Notwendigkeiten für unsere Existenz.
Landwirtschaft, die seit Sesshaftwerdung in der Jungsteinzeit unsere Grundbedürfnisse erfüllt bzw. reglementiert, und Kunst, die die Gesellschaft reflektiert und mit neuen Möglichkeiten konfrontiert, werden bei diesen Überlegungen zu spannungsreichen Bezugsfeldern. Das Projekt OFFENE – FELDER Kunst und Landwirtschaft stellt diese menschlichen Grundbedürfnisse nach körperlicher und geistiger Nahrung in den Vordergrund. Gleichzeitig geht es um geschichtliche, politische und gesellschaftliche Zusammenhänge, neue Impulse und aktuelle Ansätze. Durch das Zusammentreffen zweier scheinbarer Gegensätze wird Neuem Platz gegeben.
Landwirt*innen, die sich für zeitgenössische Kunst interessieren, sind dazu eingeladen, ihre Höfe für internationale Künstler*innen aus verschiedenen Sparten wie Musik, Literatur, Performance, Film, digitale Medien, bildende Kunst etc. zu öffnen. Diese verbringen bis zu einem Monat auf den ausgewählten Bauernhöfen, um dort temporäre Kunstwerke zu entwickeln. Die Auswahl der Landwirt*innen erfolgte gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Berater Klaus Schrefler, jene der Künstler*innen durch eine internationale Jury, bestehend aus: Ramesch Daha, Robert Höldrich, Katrina Petter, Andreas Unterweger und Elisabeth Fiedler als Vorsitzender.
Beteiligte Künstler*innen und -kollektive: Astarti Athanasiadou & Stéphane Verlet Bottéro, Samuel Collins & Shō Alexander Murayama, Markus Hiesleitner, Katharina Klement, Sujit Mallik, Benjamin Reynolds, Jonathan Mizrahi, Rainer Nöbauer-Kammerer, Georg Nussbaumer, Gina van der Ploeg, Eva Seiler und Paul Wiersbinski.