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In der Ausstellung "Identity on the Line" stehen die Gefühlswelten der Menschen im Vordergrund

02.02.2023

Die Ausstellung I-ON / Identity on the Lineist ein Kooperationsprojekt von sechs kulturhistorischen Museen und einer Universität in Dänemark, Kroatien, Litauen, Norwegen, Polen, Schweden und Slowenien, die gemeinsam daran arbeiten, die langfristigen Konsequenzen verschiedener Migrationsprozesse, die in den vergangenen 100 Jahren in Europa stattgefunden haben – ob erzwungen oder freiwillig –, zu erforschen.

Claudia Unger (Leiterin Volkskundemuseum), Corinne Brenko, Urška Purg (Kuratorinnen der Ausstellung), Birgit Johler (Kuratorin Volkskundemuseum), Marko Mele (wissenschaftlicher Direktor UMJ), v.l., Foto: UMJ/J.J. Kucek

Hoffnung oder Hoffnungslosigkeit, Sehnsucht oder Zugehörigkeit, Verbundenheit oder Entfremdung – das sind nur einige jener Gefühle, die von Zeitzeug*innen im Projekt Identity on the Line im Zusammenhang mit ihren Migrationserfahrungen und ihrer Identitätsbildung zum Ausdruck gebracht werden. „Über Nacht wurden wir Fremde, als hätten wir uns nie gekannt. Damals glaubten wir, dass unsere Heimatstadt unser Zuhause ist. Aber nach all den Jahren waren wir plötzlich überall fremd. Je mehr ich darüber nachdenke, bin ich überall eine Ausländerin, in Slowenien, in Kroatien – und heute auch in Serbien“, erzählt eine über 60-jährige Frau, die aus Serbien nach Slowenien migrierte.
 

Bislang ungehörten Stimmen ein Gehör verschaffen

Identity on the Line macht Geschichten und Erfahrungen sichtbar, die im kollektiven Gedächtnis bislang wenig verankert sind und die Schwarz-Weiß-Bilder von geschichtlichen Ereignissen um Nuancen und unbekannte Details bereichern. Die Besucher*innen begegnen Menschen, deren Verwandte als Sami in Norwegen aufgrund von Gesetzen ihre herkömmliche Lebensweise aufgeben mussten. Sie begegnen nach Slowenien migrierten „jugoslawischen Einwanderern“, die dort vor und nach 1989 als solche stigmatisiert wurden, oder Überlebenden der Shoah in Litauen, die nach dem Krieg das Land ihrer Geburt aufgrund antisemitischer Politik verlassen mussten. Viele dieser Geschichten sind oft zu privat, persönlich oder zu traumatisch, um sie zu teilen. Gefühle wie Verzweiflung, Scham oder Schuld sind vielfach damit verbunden und oft fürchten sich die Betroffenen vor den Reaktionen derer, denen sie die Geschichten erzählen. Den engagierten Kurator*innen dieser Ausstellung ist es zu verdanken, dass sie diesen bislang ungehörten Stimmen Gehör verschaffen und damit auch Lücken in der Wahrnehmung einer gemeinsamen europäischen Geschichte schließen.

Migrationsprozesse in Europa im 20. Jahrhundert stehen im Zentrum der Ausstellung, die heute eröffnet wird, Foto: UMJ/J.J. Kucek

Die Gefühlswelten der Menschen stehen im Vordergrund

Inhaltlich erschließt die Ausstellung Zugänge über die Gefühlswelten der Menschen, die in den von den Kurator*innen einfühlsam geführten Interviews zutage treten. „Ich war die Dänin, die keine ‚echte‘ Dänin war. Da ich keinen Kontakt zu Grönland hatte, war ich auch keine ‚echte Grönländerin‘. Ich war im Niemandsland und in gewisser Weise habe ich das Gefühl, fast mein ganzes Leben dort gewesen zu sein …“, beschreibt etwa Klara-Sofie Rosing Birkblad ihre Situation als Tochter einer Grönländerin und eines Dänen. Grönland und Dänemark haben eine lange gemeinsame Geschichte mit einem ungleichen Machtverhältnis. Grönland war von 1721 bis 1953 dänische Kolonie, wurde dann dänische Provinz mit zunehmend mehr Autonomie. Die Gespräche mit in Dänemark lebenden Grönländer*innen machen deutlich, wie sehr diese auf persönlicher wie gesellschaftlicher Ebene Vorurteilen, Missverständnissen und auch Rassismus ausgesetzt waren und sind.

 

Erstmals im deutschsprachigen Raum zu sehen

Persönliche Fotos aus den Alben der interviewten Personen oder auch Abbildungen von persönlichen Gegenständen führen die Aussagen der Zeitzeug*innen mit der Geschichte von Migrationsprozessen in den teilnehmenden Ländern zusammen.

Identity on the Line wurde als Outdoor-Ausstellung konzipiert und bereits in Slowenien, Kroatien, Norwegen, Dänemark, Polen, Litauen und Schweden gezeigt. Im Jahr 2022 gewann das Projekt den EMA-Preis der European Museum Academy.
Das Volkskundemuseum zeigt nun erstmals die Ausstellung im deutschsprachigen Raum; für den Gartensaal des Volkskundemuseums wurde sie als Indoor-Ausstellung adaptiert. Die Ausstellung ist in Deutsch, Englisch und Slowenisch zu sehen.

 

 

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Identity on the Line 
Eine Ausstellung zu Migrationsprozessen in Europa im 20. Jahrhundert
Eröffnung: Donnerstag, 02.02.2023, 18 Uhr 
Laufzeit: 03.02.-18.06.2023
Kuratiert von Corinne Brenko, National Museum of Contemporary History Slovenia, Urška Purg, Bankarium, Slovenian Banking Museum, unter Mitarbeit von Kurator*innen der beteiligten Projektpartner*innen
Information: +43-316/8017-9810
www.volkskundemuseum-graz.at 

 

Bildmaterial zum Download finden Sie unter: Identity on the Line 

 

 

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen sehr gerne zur Verfügung.

 

 

Mit herzlichen Grüßen

 

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Alexandra Reischl
+43/699/1780-9002, alexandra.reischl@museum-joanneum.at