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Erstmals widmet sich eine Ausstellung dem Lebenswerk des Künstlers, neue Blicke auf die Landschaftsmalerei werden von Hubert Schmalix beigesteuert

03.05.2023

Der Landschaftsmaler Franz Steinfeld (1787–1868) war zu seiner Zeit anerkannt und erfolgreich, heute jedoch ist er nur noch Insider*innen geläufig. Daher hat es sich die Ausstellung in der Neuen Galerie Graz zum Ziel gesetzt, erstmals einen Überblick über das Lebenswerk von Franz Steinfeld zu geben.

Das Kurator*innenteam der aktuellen Ausstellung in der Neuen Galerie Graz: Gudrun Danzer und Günther Holler-Schuster, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Die Neue Galerie Graz bewahrt eine Reihe von Gemälden der beiden Landschaftsmaler Franz Steinfeld (Wien 1787–1868 Pisek) und seines Sohnes Wilhelm (Wien 1816–1854 Ischl) – großteils Ansichten von Bergen und Seen des Salzkammergutes. Ein guter Teil davon kam als Legat bereits vor mehr als 100 Jahren in die Sammlung, weitere wurden im Lauf der Jahre ergänzt. So ist der Steinfeld-Bestand der Neuen Galerie Graz heute nach jenem des Oberösterreichischen Landesmuseums der umfangreichste in einem österreichischen Museum.

 

Diese Tatsache ist einer der Ausgangspunkte für dieses Ausstellungsprojekt. Obwohl Franz Steinfeld zu seiner Zeit einer der bekanntesten und am meisten geschätzten Landschaftsmaler Österreichs war, ist er heute unverdienterweise außer in Expert*innenkreisen kaum mehr präsent. In der zeitgenössischen Presse wurde er oft gemeinsam mit Ferdinand Georg Waldmüller oder auch Friedrich Gauermann genannt. Im Gegensatz zu diesen beiden – und vielen anderen österreichischen Malern des 19. Jahrhunderts – gibt es aber über Franz Steinfeld kaum Literatur und es fanden keine monografischen Ausstellungen über ihn statt. Außerdem gibt es vom Künstler selbst nur sehr wenige selbst verfasste Texte. Daher versteht sich die Ausstellung auch als Beitrag zur Kunstgeschichtsschreibung dieses Zeitraumes.

 

Die Bergwelt der Alpen als zentrales Motiv der beiden Maler
Aktualität gewinnt das Ausstellungsprojekt mit den Motiven, die Franz und Wilhelm Steinfeld für ihre Kunst vor allem gewählt haben: die Bergwelt der Alpen, im Besonderen des Salzkammergutes.

Vor rund 200 Jahren galten die österreichischen Alpen als ein Gebiet, das es noch zu entdecken galt. Reiseschriftsteller verfassten erste Führer mit Beschreibungen der Alpenregionen, erste Touristen kamen, um sich an den landschaftlichen Schönheiten zu erfreuen. Bald folgten ihnen Vedutenzeichner und Maler, die dem städtischen Publikum ihre Bilder von den Berglandschaften nahebrachten. Bestimmte Ansichten erwiesen sich als besonders geeignet, die Vorstellungen über eine Gegend im Bild zu transportieren. Manche von ihnen wurden so erfolgreich, dass wir sie von den Gemälden aus der Zeit des Biedermeier bis zu den heutigen Handyfotos der Tourist*innen verfolgen können – man spricht von der Standardisierung des Blicks.

Die Ausstellung widmet sich dem Landschaftsmaler Franz Steinfeld der für die "Bildwerdung" der österreichischen Alpen maßgeblich war, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Das Salzkammergut als Ausgangspunkt für die österreichische Biedermeiermalerei
Franz Steinfeld war einer der Künstler, die maßgeblich waren für diese „Bildwerdung“ der österreichischen Alpen, für die Schaffung von „Sehnsuchtsbildern“. Die Gegend, die er über die Jahrzehnte bereiste und in seinen Gemälden bevorzugt zur Anschauung brachte, war das Salzkammergut. Seit ca. 1820 war diese Region der sommerliche Treffpunkt für eine Vielzahl von Künstlern, hier vor allem entstand der Landschaftstypus der österreichischen Biedermeiermalerei. Ein Gemälde Steinfelds aus dem Jahr 1824 gilt bis heute als deren „Geburtsbild“. Steinfeld wurde aber auch als Wegbereiter der Stimmungslandschaft des späteren 19. Jahrhunderts rezipiert. An diesem Punkt stellt sich generell die Frage nach dem Weiterwirken der Romantik, im engeren wie im weiteren Sinne. Jedenfalls prägte Steinfeld als langjähriger Professor für Landschaftsmalerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien eine Vielzahl von Schülern und hat auch auf diese Weise in die Zukunft gewirkt.

Die Ausstellung geht von den Voraussetzungen für und den Einflüssen auf Franz Steinfelds Kunst aus, präsentiert erstmals eine Reihe seiner Naturstudien in Ölmalerei sowie seine Gemälde der Phase der „klassischen Biedermeierlandschaft“. Das Phänomen der Interpretation des gleichen Motivs in verschiedenen Versionen verdeutlicht die Prägung ganz bestimmter, eben „standardisierter“ Ansichten. Wilhelm Steinfeld, der seinen Vater auf dessen Malreisen oft begleitet hat, ist schon früh über die Sachlichkeit der Biedermeierlandschaft hinausgegangen – in die Richtung stärkerer Dramatik und Narration. An einer Reihe seiner Gemälde wird das erstmals nachvollziehbar. Den Weg der Landschaftsmalerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veranschaulichen Werke von Schülern Franz Steinfelds an der Wiener Akademie.

 

Hubert Schmalix mit exotischem Blick auf die Alpenlandschaft
In der Rotunde stellt ein brandaktueller Gemäldezyklus von Hubert Schmalix (geb. 1952 in Graz) wiederum den Gegenwartsbezug her. Schmalix, dessen künstlerische Karriere in der Neuen Galerie Graz in den 1980er-Jahren ihren Ausgang nahm und der heute in Kalifornien lebt, zeigt uns einen exotischen Blick auf das Alpenländische. In seiner konzeptuellen Malerei reflektiert er die Konstruktion von Bildern in diversen Medien. Damit bieten seine Gemälde auch die Möglichkeit, die historische Landschaftsmalerei aus veränderten, neuen Blickwinkeln zu sehen. Seine Landschaften sind topografisch niemals festgelegt – alles ist heute omnipräsent und wird weltweit wiedererkannt. Vor seinen Bildern fühlt man sich in einer Art Idylle, deren realen Gehalt man nicht für möglich hält, obwohl alle Details genau so existieren.

Der brandaktuelle Gemäldezyklus von Hubert Schmalix ergänzt die Ausstellung um einen exotischen Blick auf die Alpen, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Ermöglicht wird die Ausstellung durch zahlreiche Leihgaben aus den maßgeblichen Museumssammlungen Österreichs (Wien: Akademie der bildenden Künste, Albertina, Belvedere, Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, Kunsthistorisches Museum, Sammlung Liechtenstein, Leopold Museum; Klagenfurt: Kärnten Museum, Museum Moderner Kunst Kärnten; Linz: Oberösterreichische Landeskulturgesellschaft; St. Pölten: Landessammlungen Niederösterreich; Salzburg: Residenzgalerie, Salzburg Museum) aus Privatbesitz und aus dem Kunsthandel.

 

Der Katalog zur Ausstellung mit Abbildungen aller gezeigten Arbeiten, kunst- und kulturhistorischen sowie literarischen Texten von Gudrun Danzer, Sabine Grabner, Bodo Hell, Günther Holler-Schuster, Wolfgang Kos und Götz Pochat erscheint im Juni 2023 im Leykam-Verlag. Der Termin für die Buchpräsentation wird bekannt gegeben.

 

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Die Alpen im Blick
Der Landschaftsmaler Franz Steinfeld

 

Insert: Hubert Schmalix

 

Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

Eröffnung: 04.05.2023, 19 Uhr

Laufzeit: 05.05.‒17.09.2023

Kuratiert von Gudrun Danzer und Günther Holler-Schuster
www.neuegalerie.at 

 

Den ausführlichen Pressetext sowie das Bildmaterial zum Download finden Sie unter folgendem Link: DIE ALPEN IM BLICK

 

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