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Die neue Ausstellung im Münzkabinett zeigt Münzen des antiken Griechenlands

11.05.2023

„Eulen nach Athen tragen“ und „Seinen Obolus zahlen“ sind geläufige Redewendungen, die auf Münzen des antiken Griechenlands zurückgehen. Für die Sonderausstellung Eulen nach Athen tragen wurden 280 „Eulen“, Obole und weitere altgriechische Münzen aus den Sammlungen der Münzkabinette des Universalmuseums Joanneum und der Stadt Winterthur (Schweiz) sowie des Instituts für Antike der Universität Graz zusammengetragen. Die Ausstellung ist noch bis 31. Oktober im Münzkabinett in Schloss Eggenberg zu sehen.

Gestern wurde die Ausstellung feierlich eröffnet: Marc Philipp Wahl (Institut für Antike, Universität Graz), Karl Peitler (Leiter Abteilung Archäologie und Münzkabinett), Wolfgang Spickermann (Institut für Antike, Universität Graz), Benedikt Zäch (Münzkabinett Winterthur), Margit Linder (Institut für Antike, Universität Graz), Christian Schinzel (Münzkabinett Winterthur), LAbg. Sandra Holasek, Marko Mele (wissen. Dir. UMJ), v.l., Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Reichtum der Bilderwelt
Die Münzen des antiken Griechenlands vermitteln ein ungemein lebendiges und buntes Bild der griechischen Kultur. Sie waren weit mehr als nur Geld. Die Abbildungen auf ihren Vorder- und Rückseiten spiegeln jene Städte beziehungsweise Herrscher wider, die sie prägen ließen. Die dargestellten Symbole (Götter, Heroen, Tiere, Pflanzen) waren so gewählt, dass sie von den Betrachter*innen problemlos erkannt und zugeordnet werden konnten. In einer Zeit, als nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung lesen und schreiben konnte, hatte die Symbolik von Bildern als Informationsträger einen besonders hohen Stellenwert.

 

Tiere haben auf griechischen Münzen verschiedene Bedeutungen: Der Löwe von Velia oder der Adler von Kroton symbolisieren die Vormachtstellung dieser Städte. Die Schildkröte von Aigina weist auf den wirtschaftlichen Erfolg im Seehandel hin. Tiere können aber auch mit bestimmten Gottheiten in Verbindung stehen, wie die Eule auf den Münzen der Stadt Athen der Göttin Athena zugeordnet war. Die Biene auf den Prägungen von Ephesos war ursprünglich das Attribut einer alten Naturgottheit, die später mit Artemis gleichgesetzt wurde. Mischwesen sind Geschöpfe der griechischen Mythologie, die aus zwei oder mehreren Tieren zusammengesetzt sind. Im Mythos werden sie zumeist mit einer bestimmten Stadt in Verbindung gebracht, so wurde das geflügelte Pferd Pegasos zum Symbol für Korinth und die Sphinx für Chios. Den Kopf Alexanders des Großen (356–323 v. Chr.) ziert das sogenannte Ammonshorn. Es spielt darauf an, dass ihn das Orakel von Siwa zum Sohn des ägyptischen Gottes Ammon erklärt hatte.

Für die Ausstellung wurden Münzen aus den Sammlungen der Münzkabinette des Universalmuseums Joanneum, der Stadt Winterthur (Schweiz) und des Instituts für Antike der Uni Graz zusammengetragen, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Der Wert des Geldes
Die Frage nach Wert und Kaufkraft des antiken Geldes ist für die Numismatik ein zentrales Thema, und doch ist sie gar nicht so leicht zu beantworten. Vormoderne Währungen mit ihrer Bindung an den Metallgehalt sind nur schwer mit modernem Geld zu vergleichen, zudem sind gerade Preise (für Getreide oder das für Griechen so wichtige Olivenöl) sehr von regionalen sowie saisonalen Schwankungen betroffen. Umrechnungen von antiken Geldbeträgen in Euro sind darum von Vornherein zum Scheitern verurteilt. Dennoch kann man einen Eindruck über die Kaufkraft des antiken griechischen Geldes zu gewinnen. Wie auch heute sind größere Ausgaben mit öffentlichen Geldern in der Antike erstaunlich gut dokumentiert. So beziffern zahlreich Inschriften die Kosten des Parthenon auf der Athener Akropolis auf ca. 469 Talente Silber, also 275.400 Drachmen.

 

Teuerungswelle nach den Eroberungen Alexanders des Großen
Die Eroberungen Alexanders des Großen (356–323 v. Chr.) setzten eine Teuerungsphase in Gang, die fast ein halbes Jahrhundert anhielt. Mit der Eroberung des persischen Weltreichs der Achämeniden, das sich von Kleinasien bis nach Indien erstreckte, gerieten auch die Schatzkammern der Perser in die Hände des makedonischen Herrschers. Aus den literarischen Quellen ist überliefert, dass es sich dabei um gut 180.000 Talente Silber handelte. Alexander und seine Nachfolger, die Diadochen, die noch lange Zeit Münzen im Namen des großen Makedonen produzieren ließen, vermünzten den Schatz – auch zur Finanzierung der Kriegszüge. Bis um 300 v. Chr. wurden auf diese Weise gut 130.000 Talente Silber in Münzen umgesetzt – der Markt wurde regelrecht geflutet mit Alexandermünzen, die bis 300 v. Chr. gut die Hälfte des zirkulierenden Münzgeldes ausmachten. Ganz konkret wirkte sich diese explodierende Geldmenge auf die Preise im östlichen Mittelmeerraum – sie stiegen sprunghaft an. Es dauerte mehr als eine Generation, bis diese Teuerungswelle abebbte: Erst im frühen 3. Jahrhundert v. Chr. normalisierten sich die Preise wieder auf das Niveau der Klassik.

 

Anton Prokesch von Osten (1795–1876) – der Diplomat als Sammler und Mäzen
Der aus Graz stammende Diplomat, Sammler und Gelehrte Anton Prokesch von Osten (1795–1876) gehört zu den bedeutendsten Mäzenen des Münz- und Antikenkabinetts am Universalmuseum Joanneum. Prokesch schenkte auch der Universität Graz knapp über 70 antike Münzen, darunter 6 ptolemäische und 13 parthische Prägungen. Es ist davon auszugehen, dass auch viele andere griechische Münzen aus der Sammlung des Instituts für Antike der Universität Graz Schenkungen Prokeschs sind. Weiters beschenkte er das Münzkabinett der Stadt Winterthur. 21 Münzen der heutigen Sammlung des Münzkabinetts Winterthur weisen die gesicherte Provenienz „Geschenk Prokesch-Osten“ aus.

 

 

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Begleitband mit Essays zur Geschichte der griechischen Münzen erschienen, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

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Eulen nach Athen tragen
Münzen des antiken Griechenlands

Laufzeit: 11.05.–31.10.2023
Kuratiert von Margit Linder, Karl Peitler, Christian Schinzel, Wolfgang Spickermann, Marc Philipp Wahl
 

Zur Ausstellung ist ein vom Kurator*innenteam verfasster Begleitband mit Essays zur Geschichte der griechischen Münzen der drei Sammlungen und einem ausführlichen Katalogteil erschienen. Erhältlich um €12,90 im Museumsshop von Schloss Eggenberg.
 

Münzkabinett, Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz
www.muenzkabinett.at 

 

Den ausführlichen Pressetext sowie Bildmaterial zum Download finden Sie unter: Eulen nach Athen tragen

 

 

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung! Gern organisieren wir auf Wunsch individuelle Führungen oder Interviews mit den Kurator*innen.

 

 

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Alexandra Reischl
+43/699/1780-9002, alexandra.reischl@museum-joanneum.at