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Das Universalmuseum Joanneum trauert um Künstler Herbert Brandl

 

Graz, 28.07.2025

 

Wie aus seinem Umfeld bekannt wurde, verstarb Herbert Brandl am Sonntag, 27.7. in seiner Wohnung in Wien. Sein absolut unerwarteter und viel zu früher Tod schockiert zutiefst. Inmitten intensiver Schaffenskraft hörte das Herz des wohl erfolgreichsten und einflussreichsten Malers des Landes auf zu schlagen. Der in Graz geborene Künstler lebte in Wien und in Bad Schwanberg, dem Ort seiner Kindheit.

Herbert Brandl bei der Arbeit an seinem Gemälde "Gebirge", 2025, Foto: Abdurrahman Mohamed Ali

Brandl gehörte sehr früh jener heftig diskutierten Bewegung an, die man seit Anfang der 1980er-Jahre als „Neue Malerei“ oder „Junge Wilde“ bezeichnet hat. Sein durchschlagender internationaler Erfolg in so jungen Jahren machte Herbert Brandl zu einer der prägendsten Malerpersönlichkeiten seiner Generation. Er wurde früh von Wilfried Skreiner, dem damaligen Leiter der Neuen Galerie Graz, gefördert und sein Werk wurde in der Folge dort auch regelmäßig ausgestellt – zuletzt 2002 „Chromophobie“. Brandl absolvierte sein Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Peter Weibel und Herbert Tasquil. Bereits 1985 war sein Werk auf der Biennale von Venedig zu sehen, 1990 auf der documenta IX in Kassel und 2007 bestritt er den Österreichischen Länder Pavillon auf der Biennale in Venedig. 2020 wurde sein Werk umfassend in einer Schau im Grazer Kunsthaus gezeigt sowie gleichzeitig im Belvedere in Wien – „Exposed to Painting. Die letzten Zwanzig Jahre.“ Herbert Brandl wurde 2024 mit dem „Kunstpreis der Stadt Graz“ und mit dem „Ehrenzeichen des Landes Steiermark für Wissenschaft, Forschung und Kunst" ausgezeichnet. Seine Werke befinden sich sowohl in den wesentlichen heimischen Museen wie auch in zahlreichen prominenten internationalen Sammlungen. Die weitreichende Strahlkraft der Malerei von Herbert Brandl blieb über die Jahre hinweg ungetrübt.

 

Sein bisher größtes Gemälde ist ab 20. August im Rahmen der STEIERMARK SCHAU 2025 in Leoben zu sehen. Es war seine Ambition und ein hoch konzentrierter Kraftakt, dieses 180 Quadratmeter große installative Gemälde zu realisieren.

Sein bisher größtes Gemälde ist ab 20. August im Rahmen der STEIERMARK SCHAU 2025 in Leoben zu sehen, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Herbert Brandls Kunst lässt sich von Beginn an zwischen gegenständlicher Lesbarkeit und Abstraktion verstehen. Die monumentalen Farbexplosionen wirken oft wie der Urschlamm oder der Urnebel, aus dem alles im Begriff ist, sich zu entwickeln – oder umgekehrt in dem alles im Verschwinden begriffen ist. Das Prinzip der Dualität zieht sich auf mehrfache Art durch Brandls Werk. Die Festlegung auf das Abstrakte ist nicht möglich. Landschaftsformen, Wolken, Pflanzen und Tiere sind nicht immer als solche lesbar, jedoch stets spürbar. Naturphänomene scheinen sich hier innerhalb der Gesetze der Malerei zu ereignen. Oft ist es die gigantische Größe der Exponate, die durch ihre Präsenz vereinnahmt. Direkte Betroffenheit und Unruhe macht sich angesichts dieser Wahrnehmung breit. Man ist nicht nur von der Monumentalität und Tiefe dieser Gemälde überwältigt, oft ist es auch die ungeheure Sensibilität, mit der der Künstler in seinem Werk der Natur, der eigenen Umgebung und dem Sein grundsätzlich gegenübersteht. Als intensiver Beobachter und Sammler sog er unterschiedliche Einflüsse und Interessensbereiche in sich auf. Am Sammeln interessierte ihn nicht nur die Ästhetik der Dinge, sondern vielmehr die Narrationen, die sich aus jedem dieser Gegenstände ergeben. So zum Beispiel Prozesse in der Natur, wie das Entstehen von Kristallen, oder die handwerkliche Qualität eines Objektes, dessen Verarbeitung und Materialität, die oft weit über den Funktionszusammenhang hinausreichen sowie das Soziotop, in dem derlei entsteht und wie sich dieses auf das Produkt auswirkt. All das interessierte den Künstler und Menschen zutiefst und regte ihn künstlerisch an.

 

Herbert Brandl war kein eskapistischer Künstler, der sich nicht um die Geschehnisse seiner Zeit gekümmert hat. Er bezog Position gegenüber Missständen und unterstützte aktiv Initiativen im ökologischen und sozialen Kontext. Aber er war kein Künstler, der die Öffentlichkeit suchte. Oft entzog er sich offiziellen Ereignissen im letzten Moment. Seine Zurückhaltung, seine Diskretion waren jedoch keinesfalls Ausdruck geringer Wertschätzung – jedoch wollte er niemals auf sich zeigen, sich in den Mittelpunkt stellen. Plötzlich entzieht er sich wieder – diesmal tragischerweise für immer.

 

Ein Nachruf von Günther Holler-Schuster

 

 

Statements zum Tod von Herbert Brandl

 

Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl
„Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von Herbert Brandl – einem der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Österreichs, dessen Wurzeln tief in der Steiermark lagen. Seine eindrucksvollen Landschaftsgemälde und seine unverkennbare Bildsprache haben die internationale Kunstwelt geprägt und einen bleibenden Beitrag zur Gegenwartskunst geleistet.
Brandl war nicht nur ein sensibler Beobachter der Natur, sondern auch ein engagierter Mahner für ihren Schutz. Seine Kunst war durchdrungen von einem tiefen Respekt für die Umwelt und einer starken Verbundenheit mit seiner Heimatregion.
Mit seinem Tod verliert die Steiermark eine prägende Künstlerpersönlichkeit. Sein Werk wird über Generationen hinweg weiterwirken. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihm nahegestanden sind.“

 

Marko Mele und Josef Schrammel, Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum
„Mit großer Bestürzung haben wir vom Tod Herbert Brandls erfahren. Er war einer der wichtigsten Maler seiner Generation – mit langjähriger Verbindung zum Universalmuseum Joanneum. Mehrfach war Brandl mit Ausstellungen in der Neuen Galerie Graz und im Kunsthaus Graz vertreten. Zuletzt schuf er für einen der Pavillons der diesjährigen STEIERMARK SCHAU ein raumgreifendes „Gebirge“, das Naturwahrnehmung, Bildkonvention und Malprozess eindrucksvoll miteinander verknüpft. Seine kraftvollen, farbgewaltigen Werke haben die Malerei als Medium stets neu befragt und erweitert.“

 

Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie Graz
„Herbert Brandl war einer der großen abstrakten Künstler der 'Neuen Malerei', für die sich die Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum und dessen Leiter Wilfried Skreiner ab den 1980er-Jahren sehr eingesetzt hat. Brandls Werk war unverwechselbar und prägend. In unserer Sammlungspräsentation ist er prominent vertreten und wird es als wichtiger Teil der zeitgenössischen Malerei auch bleiben.“

 

Günther Holler-Schuster, Stellvertretender Leiter der Neuen Galerie Graz und Kurator der Ausstellung in den Pavillons der STEIERMARK SCHAU 2025
„Inmitten intensiver Schaffenskraft hörte das Herz des wohl erfolgreichsten und einflussreichsten Malers des Landes auf zu schlagen.
Wir verlieren mit Herbert Brandl nicht nur einen großen Künstler, sondern gleichzeitig einen äußerst sensiblen und ungemein liebenswürdigen Menschen.“

 

Andreja Hribernik, Direktorin des Kunsthauses Graz
Im Jahr 2020 hatte Herbert Brandl eine monumentale Soloausstellung mit dem Titel Morgen im Kunsthaus Graz. Die Ausstellung fand während der Pandemie statt – seine Bilder und Skulpturen wirkten dabei zugleich utopisch und dystopisch. Im Begleittext zur Ausstellung bezeichnete sich der Künstler selbst als „Pessimist aus Leidenschaft“ – und ebenso ambivalent erscheinen auch seine Arbeiten.
Wir trauern um einen bedeutenden Künstler, der ein beeindruckendes Œuvre hinterlassen hat – eines, das auch das Morgen prägen wird.

 

 

 

Herzliche Grüße

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Eva Sappl
+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at