Gemeinsam mit den Leuten vom Aufbauteam arbeitet Registrarin Astrid Mönnich am Ausstellungsaufbau. In der Ausstellung sind auch Werke anderer Künster zu sehen, wie hier Marcel Kammerers “Der goldene Engel” (1902, Privatbesitz). Foto: N. Lackner

3. November 2014 / Stefan Gröchenig

Tipp: Die Wiederentdeckung eines Künstlers

Kunst- & Naturvermittlung | Museumseinblicke | Neue Galerie mit BRUSEUM

Der Ausstellungsaufbau befindet sich in den finalen Zügen: Ab 6. November können die Besucherinnen und Besucher der Neuen Galerie Graz die Werke eines Künstlers betrachten, der das Grazer Publikum um 1900 für wenige Jahre mit seiner Auffassung von „moderner“ Kunst polarisierte: Paul Schad-Rossa.

 

Aufbruch in die Moderne? heißt die neue Ausstellung, in der die Werke Paul Schad-Rossas einen zentralen Stellenwert einnehmen. Sein erst kürzlich wiederentdecktes Werk reicht vom Realismus über den Symbolismus bis hin zu Anklängen des Expressionismus. Seine Arbeiten werden in der Ausstellung in Beziehung gesetzt zu Werken steirischer Künstlerinnen und Künstlern aus der Zeit um 1900 bis in die 1920er-Jahre. Der Symbolismus – der in der Kunstgeschichte lange Zeit umstritten war – nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein. Im Gegensatz zum Realismus, der klare Abbildungen der Realität anstrebte, versuchte man im Symbolismus, die „seelische Tiefe der Welt“ zu zeigen: Künstlerinnen und Künstler beschäftigten sich in ihren Werken mit dem Unerklärlichen, Spirituellen und drückten Ekstase, Träume und Gefühle aus.

Paul Schad-Rossa zählte zu jenen markanten Persönlichkeiten, die auch im konservativ-provinziellen Graz der Jahrhundertwende künstlerischen Fortschritt fördern wollten, wobei das, was anderswo als „modern“ bezeichnet wurde, in der Steiermark nur bedingt anzutreffen war. Aus München nach Graz kommend, wollte Schad-Rossa Kunst und Leben vereinen – ganz der Idee des Secessionismus entsprechend. Er gründete einen Künstlerbund und eine Kunstschule, organisierte Ausstellungen und gab die Zeitschrift „Grazer Kunst“ heraus.

„Bewegungen dieser Avantgarde finden sich immer wieder in Graz“, erzählt Gudrun Danzer, Kuratorin der Ausstellung. „Das Forum Stadtpark wäre heute ein Beispiel dafür.“ Schad-Rossas Aktivitäten füllten die Kunstberichte der Presse und spalteten das Publikum in euphorische Befürworter und erbitterte Gegner. Die konservativen Kräfte der Stadt setzten sich schließlich durch – Schad-Rossa sah ein, dass seine großen Visionen im kulturellen Klima von Graz schwer umsetzbar waren. Er verließ die Steiermark nach seinem vierjährigen Intermezzo und zog weiter in die Kunstmetropole Berlin.

Die Ausstellung Aufbruch in die Moderne? Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz zeigt auf, wie lange regionale Formen des Symbolismus und Jugendstils hier fortwirkten und stellt die Frage, wie weit sich die steirischen Künstler/innen des frühen 20. Jahrhunderts in die Sphäre der Moderne vorgewagt haben. Eine tolle Ergänzung zur Ausstellung ist der umfangreiche Katalog mit vielen Abbildungen und ausführlichen Texten zur kulturellen Situation von Graz um 1900.

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Aufbruch in die Moderne?

Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz
Neue Galerie Graz, Obergeschoss, Joanneumsviertel, 8010 Graz
Eröffnung: 06. November 2014, 19 Uhr
Laufzeit: 07.11.2014-22.02.2015
In Kooperation mit dem Städtischen Museum Engen + Galerie, Velten Wagner

Kategorie: Kunst- & Naturvermittlung | Museumseinblicke | Neue Galerie mit BRUSEUM
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