Der historische Obstgarten im Park von Schloss Eggenberg wurde neu eröffnet. Foto: Universalmuseum Joanneum / N. Lackner

19. Mai 2017 / Anna Fras

Geschmack der Vergangenheit

Schloss Eggenberg

Mit der Wiederherstellung eines kleinen formalen Obstgartens ist der Eggenberger Schlosspark um eine weitere Attraktion reicher. Gut 50 historische Apfel- und Birnensorten, in traditioneller Manier auf Hochstamm veredelt, werden in den kommenden Jahren die Vielfalt an Formen, Farben und Geschmack alter Früchte wieder erlebbar machen.

“Der Obstgarten ist genauso wie das Museum ein Wissenspool aus der Vergangenheit – jedoch mit dem Unterschied, dass Gärten lebendig und vergänglich sind. Mit der Wiederherstellung des historischen Obstgartens feiern wir gleichzeitig eine Reminiszenz an die alten Obstsorten.” Barbara Kaiser, Leiterin von Schloss Eggenberg

Tatsächlich ist die Geschichte des Obstbaus in Eggenberg älter als das heute bestehende Schloss. Nun wurde der historische Obstgarten im Park von Schloss Eggenberg rekonstruiert und neu eröffnet. Die Umsetzung dieses barocken “Pelzgartens” wurde von der Landwirtschaftskammer Steiermark und unzähligen Baumpatinnen und -paten unterstützt –und weist auch auf die lange Tradition des Obstbaues in der Steiermark hin.

Kostbar: Rund 50 historische Obstsorten im Park von Schloss Eggenberg. Foto: Universalmuseum Joanneum / N. Lackner

Die historischen Ursprünge

Schon der spätmittelalterliche Bauteil von Schloss Eggenberg besaß einen großen Garten, der während des Umbaus zur fürstlichen Residenz weiter betrieben wurde, schließlich waren Früchte und Gemüse kostbar. Hofgärtner Peter Preiner betreute schon vor 1630 den fürstlichen Obstgarten, den man damals „Pelzgarten“ nannte, weil darin Edelreiser („pelzer“) auf robuste Unterlagen („wiltling“) veredelt („gepölzt“) wurden.

Nach Abschluss des Schlossbaus begann man 1663 mit dem umfangreichen Ausbau des alten Renaissancegartens zur riesigen formalen Anlage mit ihren „Kränzelgärten“ und Baumalleen, „Wasserkünsten“, Spielflächen und Fasangärten, die sich bald bis an die heutigen Parkmauern erstreckte. Ein großer Bereich davon – auf einer nördlich des Schlosses gelegenen Terrasse – war ein Baumgarten, den Balthasar Adamer, „Gärtner und Pelzmeister“, ab 1663 mit „allerlei Pirnen, Öpfl, Marillen, Spänische Weixel und andere Fricht“ befüllte.

Hunderte „edle Piern und Öpfl Pelzer auß denen demollirten Gärten umb die Statt Gräz“ wurden zum Veredeln für die Eggenberger „Pelzschuell“ angekauft, um genug Obst für den riesigen barocken Hof zur Verfügung zu haben.

Blüte eines historischen Obstbaumes. Foto: Universalmuseum Joanneum / N. Lackner

Der neue Obstgarten

Die noch jungen Bäume wurden von der Obstbaumschule Hubmann veredelt und in jenem Areal des Schlossparks gepflanzt, wo sich auch der historische Obstgarten befand. Im Winter 2015/16 mussten an der Ostecke einige Bäume – aufgrund von Alter und Pilzbefall – gefällt werden und die entstandene Freifläche bietet nun optimale Bedingungen für die jungen Bäume.

Die Obstanlage ist somit eine Erinnerung an die großen „Pelzgärten“, die seit dem 17. Jahrhundert zwischen den hohen Heckenwänden des Eggenberger Ziergartens bestanden. So ist es möglich, zumindest einige der kostbaren historischen Obstsorten, die heute vielfach vom Aussterben bedroht sind, zu erhalten und den Besucherinnen und Besuchern etwas von der Vielfalt an Formen, Farben und Geschmack alter Früchte zu vermitteln.

Die aus dem frühen Biedermeier erhaltenen Kataloge der „Herberstein´schen Handelsgärtnerei“ waren bei der Auswahl der Sorten eine große Hilfe. In den nächsten Jahren sollen die Bäume anwachsen und vermitteln nicht nur wie der Garten ursprünglich aussah, sondern auch wie die historischen Apfel- und Birnensorten schmecken.

Kategorie: Schloss Eggenberg
Schlagworte:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Benutzen Sie diese HTML Tags und Attribute:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>