Münzen verschiedener Prägeherren aus dem Schatzfund von Scheifling, Foto: UMJ

6. Juni 2014 / Christoph Pelzl

Die Numismatik – Eine runde Sache

Archäologie und Münzkabinett

Die Wissenschaft der Münzen – in der Fachsprache auch Numismatik genannt – ist auf den ersten Blick vermutlich nicht jedermanns Sache. Hat man aber die Möglichkeit, das Münzkabinett in Schloss Eggenberg zu besuchen, erfährt man Wissenswertes – und auch Kurioses.

 

Ausstellungsansicht, Münzkabinett, Foto: UMJ/N. Lackner

Ausstellungsansicht, Münzkabinett, Foto: UMJ/N. Lackner

Münzen als Zahlungsmittel

Bei Münzen denkt man automatisch an Zahlungsmittel, doch wie funktionierte eigentlich Shopping in der Urzeit? Bereits vor einigen Tausend Jahren begann die Entwicklung des modernen Geldwesens, wie wir es heute kennen. Eine wichtige Voraussetzung dafür war, dass verschiedene Gruppen von Menschen unterschiedliche Waren oder Rohstoffe herstellten und sie miteinander tauschten. Dabei „bezahlte“ man mit einer entsprechenden Menge an Fisch, Fleisch, Vieh, Getreide oder Salz, aber auch mit Erzeugnissen wie Werkzeug, Waffen oder Schmuck. Gerade in der Zeit um 2000 v. Chr. wurde Metall und Salz über große Strecken verhandelt und als Zahlungsmittel akzeptiert. Wahrscheinlich gab es auch schon einen zentralen Platz, wo man sich traf und mit Waren handelte – so wie heute in den großen Einkaufszentren. Dort bezahlen wir unsere Kleidung zwar nicht mehr mit Fisch, aber das Konzept ist nach wie vor dasselbe.

 

Frühe “Werbeflächen”

Die ersten Münzen entstanden im 7. Jh. v. Chr. in Lydien (Kleinasien) und wurden aus dem dort vorkommenden Elektron – einer natürlichen Gold- und Silberlegierung – hergestellt. Der Stempel, der auf die Münze geprägt wurde, garantierte Reinheit und Gewicht, was die Kontrolle mit einer Waage ersparte. Das Stempeln der Münzen wurde immer wichtiger und diente auch der Identifizierung der Münzen: So stand im antiken Griechenland für jede Stadt ein eigenes Tier, wie etwa die Eule für Athen oder die Schildkröte für Ägina. Besonders wichtig wurden die Münzbilder für die römischen Kaiser. Sie knüpften an Alexander den Großen an und ließen ihr Porträt auf die Münzen prägen. Damit waren Münzen nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch „Werbeflächen“ für den Kaiser, denn so konnte er sicher sein, dass alle Bürger des Imperiums sein Gesicht kannten. Ende des 4. Jhs. n. Chr. zerfiel das Römische Reich und es kam zum Zusammenbruch des Handels- und Geldwesens.

 

Hans Ulrich von Eggenberg, Taler 1629, © UMJ

Hans Ulrich von Eggenberg, Taler 1629, © UMJ

 

Erst im 8. Jh. n. Chr. gab es wieder ein einheitliches Münzsystem und der Pfennig wurde aufgrund seines hohen Silbergehalts ein wichtiges Zahlungsmittel für Kaufleute in ganz Europa. Im 15. Jahrhundert kam es in der Steiermark zu einem großen Wertverlust der Silbermünzen, den der Münzmeister Kaiser Friedrichs III. – Balthasar Eggenberg – auslöste. Dieser spätmittelalterliche „Finanztycoon“ versetzte das Silber mit billigerem Kupfer, um seine Gewinnspanne zu erhöhen, und verursachte damals eine Inflation, die erst durch eine Höchstpreisverordnung Friedrichs III. gestoppt werden konnte.

Ein Schwerpunkt in der Sammlung des Münzkabinetts liegt auf dem steirischen Münzwesen und dem Münzumlauf in der Steiermark. Graz hatte eine eigene Münzprägestätte, die von 1215 bis zu ihrer Schließung unter Kaiserin Maria Theresia die Münzen für den täglichen Zahlungsverkehr, aber auch repräsentative Münzen für den Landesfürsten herstellte.

Wie schon die römischen Kaiser nutzten nun auch ihre „Namensvetter“ – die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs – und andere gekrönte Häupter die Macht der Münzen für sich. Sie ließen sich mit Lorbeerkranz und Rüstung darstellen, um einerseits ihre Herrschaft zu legitimieren und andererseits der Bevölkerung zu zeigen, wie mächtig und fähig sie waren.

 

Ausstellungsansicht, Münzkabinett, Foto: UMJ/N. Lackner

Ausstellungsansicht, Münzkabinett, Foto: UMJ/N. Lackner

Eine runde Sache
Themenführung im Münzkabinett mit Claudia Ertl
Sonntag, 8. Juni, um 15:30 Uhr

 

Kategorie: Archäologie und Münzkabinett
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