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250. Geburtstag von Friedrich Mohs: Graz – die unbekannte Hauptstadt der Härteskala

06.10.2023

Heuer jährt sich der Geburtstag von Friederich Mohs (1773–1839) zum 250. Mal. Mohs war der erste Kustos und Professor für Mineralogie am Grazer Joanneum und schloss in den Jahren um 1815/16 die Arbeiten an seiner 10-teiligen Ritzhärteskala für Mineralien ab. Das Universalmuseum Joanneum wurde deshalb schon vor Jahrzehnten als „Wiege der Mohs’schen Härteskala“ bezeichnet. Die Mineralogische Sammlung am Universalmuseum Joanneum feiert den Geburtstag des Erfinders mit dieser Ausstellung und zeigt unter anderem bis heute unbekannte Originalgrafiken.

Kurator Bernd Moser mit einer Mohs’schen Härteskala im Taschenformat, die im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle bei der Charakterisierung von Mineralien spielte, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Nachdem sich der sächsische Mineraloge Friederich Mohs (geboren am 29. Jänner 1773 in Gernrode im Harz) durch die 1804 erschienene Beschreibung der Mineraliensammlung des Wiener Bankiers Jakob van der Nüll in Österreich erstmals einen Namen gemacht hatte, kam er einige Jahre später im Zuge einer Rohstofferkundungstour mit Erzherzog Johann in Kontakt. Mohs wurde von diesem 1812 zum ersten Kustos der Mineraliensammlung und dann auch zum ersten Professor für Mineralogie am neu gegründeten Joanneum berufen.

 

Neue Methoden zur Bestimmung von Mineralien

Mohs hatte offenbar zu dieser Zeit bereits begonnen, sich intensiv mit neuen Bestimmungsmethoden bzw. Einteilungsprinzipien von physikalischen und kristallographischen Eigenschaften der Mineralien zu beschäftigen. Besonderes Augenmerk schenkte er einer neuen Einteilung der Ritzhärte von Mineralien sowie der detaillierten Anleitung zur Bestimmung derselben.

Mit seinen Schülern führte er umfangreiche Versuche dazu durch. Die abschließenden Arbeiten sind wohl in den Zeitraum 1815/16 zu datieren. Die Veröffentlichung erfolgte aber erst in seinem Buch Grund-Riß der Mineralogie, das 1822 in Dresden erschien.

Die 10-teilige Ritzhärteskala entwickelte sich daraufhin zum weltweiten Standard. Die Bedeutung der Bestimmung dieser Mineraleigenschaft im 19. Jahrhundert ist auch daran zu erkennen, dass in fast allen Feldlaboratorien, die vor allem ein sogenanntes Lötrohrbesteck zur Bestimmung der chemischen Zusammensetzung von Mineralien enthielten, auch eine Mohs-Härteskala im Kleinformat enthalten war.
„Fast jeder Mensch muss in der Schule die Mohs’sche Härteskala – von Talk bis Diamant –  (auswendig) lernen, aber die wenigsten Menschen, vor allem die wenigsten Grazer*innen, wissen, dass diese Erfindung in Graz kurz nach der Gründung des Joanneums erarbeitet wurde!“, betont Bernd Moser, Kurator der Sammlung Mineralogie des Universalmuseums Joanneum.

 

Aber Mohs erkannte mit viel Selbstkritik auch schon die Schwachpunkte seiner Erfindung: schlechte Reproduzierbarkeit bzw. Vergleichbarkeit. So wurden im frühen 20. Jahrhundert mehrere Verfahren zur Bestimmung der Eindruckhärte erfunden, da diese viele Fragestellungen aus Industrie und Technik viel besser und exakter beantworten konnte.

 

Enorme Vorteile für den täglichen Gebrauch
Die Mohs’sche Härteskala hat aber nach wie vor für den täglichen Gebrauch einen enormen Vorteil: Sie bietet mit ihren überschaubaren 10 Graden eine schnelle Einschätzung, ob ein Mineral bzw. Material sehr weich, relativ hart oder extrem hart ist.

Das ist vor allem in der Edelsteinkunde bzw. für die Arbeit in der Schmuckwerkstätte sehr wichtig.

Beispiel: Härte 7 (Quarz) innerhalb der zehnteiligen Mohs-Härteskala ist eine ziemlich klare Aussage – gegenüber dem Eindruckhärte-Wert nach der Methode Vickers von 942 bei 50 g Auflagedruck.

 

Die Ausstellung im Mineraliensaal des Naturkundemuseums legt den Schwerpunkt auf die Mohs-Härte. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Mohs sich auch große Verdienste auf dem Gebiet der Kristallformenbeschreibung (Kristallographie), in der geologisch-mineralogischen Feldforschung und im Vorlesungsbetrieb (Graz, Freiberg, Wien) erwarb.

Ein zweiter Schwerpunkt der kleinen Schau widmet sich dem Mohs-Denkmal, das seit 2013 wieder im Innenhof des Naturkundemuseums aufgestellt ist.

Nachdem Friederich Mohs 1839 während einer Reise in Agordo in den Belluneser Dolomiten verstarb, wurde bald darauf mit der Planung zur Errichtung eines Denkmals im Grazer Joanneum begonnen. Dieses wurde 1843 im damaligen Botanischen Garten des Joanneums enthüllt.

Vor einigen Jahren konnten drei Grafiken für das Museum erworben werden, die zeigen,

dass neben der ausgeführten Version in Form einer Oberkörper-Büste aus Bronze eine zweite Version (Federzeichnung einer Ganzkörper-Darstellung) existierte. Diese kam aber nicht zur Ausführung.

Mit der Ausstellung wird der 250. Geburtstag von Friedrich Mohs, Erfinder der Ritzhärteskala, gefeiert, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Die beiden anderen Graphiken sind eine zwar bekannte, aber sehr seltene großformatige Lithographie mit der Darstellung der Bronzebüste auf einem Gusseisen-Sockel mit umkränzenden Bergkristallgruppen und das originale Vorbild in Aquarelltechnik.

Die Mineralogische Sammlung des Universalmuseums Joanneum feiert den 250. Geburtstag von Friederich Mohs also einerseits mit einer Erinnerung an den Erfinder der – noch immer – weltweit bekannten 10-teiligen Ritzhärteskala, andererseits mit der erstmaligen Präsentation von zwei bis dato unbekannten Originalgrafiken bzw. einer sehr seltenen Lithographie.

 

 

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Die Härte macht den Unterschied
Zum 250. Geburtstag von Friederich Mohs

 

Mineraliensaal, Naturkundemuseum, Joanneumsviertel, 8010 Graz

Kuratiert von Bernd Moser

Laufzeit: 06.10.2023–07.04.2024

www.naturkunde.at

 

Weitere Informationen sowie Bildmaterial zum Download finden Sie unter:
Die Härte macht den Unterschied

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Fragen gern zur Verfügung.

 

Mit herzlichen Grüßen

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Eva Sappl
+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at

Die Ausstellung spannt einen Bogen von der frühen Moderne bis in die unmittelbare Gegenwart; Ausstellungsansicht HALLE FÜR KUNST Steiermark, Foto: Universalmuseum Joanneum / J.J.Kucek

Sieben Kapitel führen durch die Ausstellung

 

Im ersten Kapitel „Coney Island" können Dinge schon einmal ihre Größenverhältnisse verlieren. Angelehnt an einen Vergnügungspark hat sich der Bühnenbildner Adrien Rovero eine riesige, bonbonfarbene Umgebung mit überdimensionalen gestreiften Wänden ausgedacht. „Ursprünge, Dada“ im zweiten Kapitel zeigt Pionier*innen des respektlosen Humors, darunter Künstler*innen wie Marcel Duchamp, dem „Erfinder“ des Readymade. Auch Karikatur und Film spielen hier eine Rolle. Das sogenannte „Moderne Museum“ zeigt Werke des Surrealismus und andere Meisterwerke der Moderne, etwa von René Magritte und Giorgio de Chirico. Während im vierten Kapitel „Minimal Art und Konzeptkunst“ eher strenge von weißen, grauen und schwarzen Farbtönen dominierte Ästhetik hervorsticht, zeigt sich das fünfte Kapitel von seiner verrückten, zwielichtigen Seite: „B-Movies“ greift mit seiner schummrigen Beleuchtung die Atmosphäre von schäbigen Bars und Ciné-Clubs auf, in denen man eine Collage aus B-Movie-Szenen sieht. Kapitel sechs „Camp“ beleuchtet die ästhetische Sensibilität des Kitschigen und des „schlechten Geschmacks“, die ihre Ursprünge u. a. in der queeren Kultur haben. Das siebte und letzte Kapitel „Post-Surrealismus/Post-Internet“ führt in eine zeitgenössische Welt, in der der Wahnsinn der sozialen Medien, seltsame Störungen und digitales Pastiche die Absurditäten der zeitgenössischen Politik und des Kapitalismus umkreisen und sich wie ein TikTok-Albtraum anfühlen.

Gezeigt werden Werke von rund 100 Künstler*innen

 

Den präsentierten Werken liegen ganz unterschiedliche künstlerische Vorgehensweisen zugrunde, die von Fotografie, Malerei und Grafik über Skulpturen und Installationen bis hin zu Video und Film reichen. In den verschiedenen Kapiteln der Ausstellung sind zahlreiche namhafte Künstler*innen vertreten: von Marcel Duchamp und Francis Picabia, René Magritte, Giorgio de Chirico und Sturtevant, Alfred Jarry, Sigmar Polke, Martin Kippenberger, Maria Lassnig und Robert Breer bis hin zu zeitgenössischen Positionen der Gegenwartskunst wie zum Beispiel Paul McCarthy, Nicole Eisenman, Peter Fischli und David Weiss, Isa Genzken, Pauline Curnier-Jardin, Kiluanji Kia Henda, Cosima von Bonin, Jakob Lena Knebl, Henrike Naumann, Ashley Hans Scheirl, Jeffrey Vallance oder Ming Wong. Neben Leihgaben aus europäischen und US-amerikanischen Museen und Sammlungen sind auch Werke aus den Sammlungen des Universalmuseums Joanneum in Graz zu sehen, darunter beispielsweise Arbeiten von Rembrandt van Rijn aus der Alten Galerie oder von Josef Danhauser, Jiri Kovanda und Martin Kippenberger aus der Neuen Galerie Graz.

 

Den vollständigen Pressetext mit ausführlichen Informationen zu den einzelnen Kapiteln und allen Künstler*innen sowie Bildmaterial finden Sie HIER.

 

Eine Ausstellung der Neuen Galerie Graz und der HALLE FÜR KUNST Steiermark in Kooperation mit der Bundeskunsthalle Bonn und den Deichtorhallen Hamburg/Sammlung Falckenberg.


Initiiert und kuratiert von Cristina Ricupero (Paris) und Jörg Heiser (Berlin)

Die Ausstellung findet in Graz an zwei Orten statt:
HALLE FÜR KUNST Steiermark, Burgring 2, 8010 Graz
www.halle-fuer-kunst.at
Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz
www.neuegalerie.at

 

Eröffnung: 12.10.2023

18 Uhr: HALLE FÜR KUNST Steiermark (Begrüßung, Eröffnungsreden)

Ab 19 Uhr: Neue Galerie Graz (Ausstellungsrundgang und Empfang in der Rotunde)
Laufzeit: 13.10.2023–25.02.2024

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Fragen gern zur Verfügung.

 

Mit herzlichen Grüßen

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Eva Sappl
+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at