Barbara Edlinger

Ehrenring. Denkmal für Oktavia Aigner-Rollett


1997/2008/2022

Eröffnung: 23. Mai 2022


 

 

> Mit Klick auf die Grafik gelangen Sie zu gegenwärtigen Institutionen, die Anliegen von Frauen und Mädchen unterstützen.

Die Skulptur Expand Box

Das Denkmal für Dr. Oktavia Aigner-Rollett, die erste Medizinerin in Graz, ist eine zweigeteilte, vergoldete Ringskulptur aus Stahl. Der Innendurchmesser des Rings entspricht Aigner-Rolletts Körpergröße. Jede Ringskulptur ist in einer bestimmten Neigung zur Erdoberfläche aufgestellt, die dem Sonneneinfallswinkel zu ihrer Geburtsstunde und jenem zu ihrer Sterbestunde in Graz entspricht. Des Weiteren trägt die Ringskulptur – wie auch andere Schmuckstücke aus Edelmetall – eine „Punzierung“, die Aigner-Rolletts Geburts- und Sterbedatum beinhaltet.

Die Skulptur Ehrenring entstand 1993/97 als richtungsweisende Neuinterpretation eines Erinnerungszeichens im öffentlichen Raum. Auf Initiative des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark wurde die Arbeit 2008 restauriert und technologisch aktualisiert. Im Zuge der Neuaufstellung 2022 wurden die Monitore an den Schnittstellen durch eingravierte QR-Codes ersetzt. Diese leiten Interessierte zu weiterführenden Angaben über Aigner-Rollett und sind gleichzeitig ein Interface für gegenwärtige frauenspezifische Anliegen.
 

 

Die Orte Expand Box

Jede Ringhälfte steht für sich allein auf einem öffentlichen Platz im Bereich der Wirkungsorte von Aigner-Rollett. Einer dieser Orte ist die Universität Graz, wo sie als eine der ersten Medizinstudentinnen am 5. Dezember 1905 promoviert wurde. Gleichzeitig ist der Platz der Vorklinik in der Harrachgasse ihr Geburtsort. Der zweite Wirkungsort ist der Bereich am Paulustor, wo sich damals das Allgemeine Krankenhaus und das Anatomische Institut befanden. Aigner-Rollett war als erste Frau am Allgemeinen Krankenhaus als Ärztin tätig.
 


 

Dr. Oktavia Aigner-Rollett Expand Box

In Österreich wurde die staatliche Erlaubnis zur Zulassung von Frauen zum Studium der Philosophie im Jahr 1897 erteilt, jene zum Studium der Medizin im Jahr 1900. Die erste gebürtige Grazerin, die an der Universität einen Doktorgrad erwarb, war Oktavia Rollett.

23. Mai 1877: Oktavia Rollett wird als ältestes von sechs Kindern des Physiologen und Rektors der Universität Graz, Alexander Rollett, geboren.
1897: Nach dem Besuch des Grazer Mädchen-Lyzeums legt Rollett die Lehrbefähigungsprüfung für Englisch ab.

1900: Nach der Zulassung von Mädchen zur Gymnasialmatura bereitet sie sich privat auf diese vor und maturiert als Externistin und erste gebürtige Grazerin am Akademischen Gymnasium (damals 1. Staatsgymnasium) am Tummelplatz. Dafür erhält sie ein Reifezeugnis, in dem die vorgedruckte Erlaubnisklausel zum Universitätsbesuch gemäß einer damals für weibliche Maturanten noch geltenden Ministerialverordnung durchgestrichen ist.

1901-05: Nach der Zulassung von Frauen zum Medizinstudium und trotz des Widerstands ihres Vaters studiert Rollett an der Universität Graz und legt alle Kolloquien und Rigorosen mit Auszeichnung ab.

9. Dezember 1905: Rollett wird als zweite Frau in der Aula der Universität Graz zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert.

1905: Dr. Rollett meldet als erste Frau in Graz eine ärztliche Praxis an.

1906: Als erste Frau wird sie Mitglied der Steiermärkischen Ärztekammer und als erste Medizinerin ist sie am Allgemeinen Krankenhaus in Graz beim Paulustor tätig, jedoch aufgrund eines Ablehnungsbeschlusses des Steiermärkischen Landesausschusses (Landesregierung) nur als unbezahlte Hilfsärztin.

1906/07: Dr. Rollett arbeitet als Sekundarärztin an der chirurgischen Abteilung am Anna- Kinderspital in Graz. Sie veröffentlicht eine Arbeit zur Kenntnis der intraperitonealen Cholerainfektion.

Ein zeitweise schon mit dem Medizinstudium parallel gelaufenes, dann anschließendes und weit gediehenes Philosophiestudium (Chemie) scheiterte am Professorenwiderstand gegen eine Verdoppelung des Doktorgrades einer Frau.

26. September 1907: Dr. Rollett eröffnet in der Humboldtstraße Nr. 17 in Graz eine selbstständige Praxis, womit sie die erste praktische Ärztin in einem Großteil des alten Österreich außerhalb von Wien wird. In Graz bleibt sie in dieser Pionierstellung über ein Jahrzehnt allein.

1908: Nach der Heirat mit dem Assistenten am Anatomischen Institut der Universität Graz, Dr. med. Walter Aigner, wirkt Dr. Oktavia Aigner-Rollett neben ihrer Praxis auch als erste Schulärztin an der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt, an deren Übungsschule und Kindergarten sowie als Medizinal-Fachlehrerin an der Frauengewerbeschule, als Anstaltsärztin einer privaten Turnanstalt und gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Luftschutz-Ärztin.

1935: Dr. Aigner-Rollett erhält den Titel „Medizinalrat“.

Ende 1952: Nach über 45-jähriger ununterbrochener Berufstätigkeit in Graz beendet Dr. Aigner-Rollett im 76. Lebensjahr stehend und seit Längerem erkrankt ihr Wirken als Ärztin.

1955: Sie empfängt als erste Frau in Graz das Goldene Doktordiplom.

22. Mai 1959: Dr. Aigner-Rollett verstirbt im Alter von 82 Jahren. Sie liegt auf dem Grazer Zentralfriedhof begraben.

Quelle: Reinhold Aigner, aus: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, hg. vom Vereinsausschuss, geleitet von Ferdinand Tremel und Paul W. Roth, Graz 1979
 

Die Schnittstellen Expand Box

Die Schnittstellen der Ringhälften sind Informationsträger. Nun mit einem QR-Code markiert, führen sie als Interface in den virtuellen Raum zu gegenwärtigen Institutionen, die Frauen und Mädchenanliegen unterstützen. So wird die Ehrung der Pionierin im Sinne der Geehrten zur Hilfe für jetzt Lebende.

Schnittstelle: Universität Graz Expand Box

Wie verbessern wir die Chancengleichheit der Geschlechter? Eine von vielen Fragen, an denen WissenschafterInnen und Studierende der Universität Graz arbeiten. Mit der Beantwortung tragen sie zu Lösungen für die Welt von morgen bei. Als Vorbild mit gesellschaftlicher Verantwortung orientiert die Uni Graz ihr Handeln an den Grundsätzen der Antidiskriminierung, Gleichstellung und Chancengleichheit. Sie bietet ein chancengerechtes Umfeld für Menschen mit einer Vielfalt von Erfahrungen, Fähigkeiten und Potenzialen.
Im Leitbild der Universität Graz sind Gleichstellung, Gleichbehandlung und Frauenförderung fest verankert. Diese Zielsetzung umfasst alle universitären Bereiche – von Forschung über Lehre bis hin zur Organisation und den Personalstrukturen.
Mit dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen, der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung sowie der Sonderbeauftragten des Rektorats für Gleichstellung hinsichtlich Gender und Diversität verfügt die Uni Graz über drei Einrichtungen, die mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen für die Verbesserung der Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern arbeiten.

https://koordination-gender.uni-graz.at/de/

Podcast „gender & mehr – leicht gesagt!“

https://koordination-gender.uni-graz.at/de/services/podcast-gender-mehr/
 

Schnittstelle: Mafalda Expand Box
Schnittstelle: Frauengesundheitszentrum, Graz Expand Box
Schnittstelle: TU Graz Expand Box

Die Ergebnisse:

Bildergalerie

Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

Marienplatz 1/1
8020 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9265
kioer@museum-joanneum.at

 


Standorte:

Paulustor
Maria-Theresia-Allee, 8010 Graz
47°04'33.8"N 15°26'28.1"E

Universität Graz
neben dem Hauptgebäude,
Universitätsplatz 3, 8010 Graz
47°04'38.1"N 15°26'59.6"E


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